Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Sr. Wohlgeb.
Herrn Louis Spohr
Hofkapellmeister
Cassel

Frey


Leipzig 14. May 1825

Mein gestriges mit welchem ich Ihnen in 2 Wechseln Rth. 600 – sandte, werden Sie empfangen haben.
Da bei mir jetzt alles eilig geht, so erinnere ich mich nicht ob ich Sie ersucht habe, mir nebst dem Berggeist auch das neue Quartett mitzusenden, daher ich zur Sicherheit diese Zeilen nachlaufen lasse, denn da ich im Sommer so gern eine Reise machen will, so möchte ich vorher alles was zu Michaelis erscheinen soll, in Arbeit geben.
Jetzt ist eine wahre Hetze um die neue Oper von M. v. Weber, der Jude Schlesinger möchte ihn gern wieder an sich ziehen und ist vor einigen Tagen nach Dresden, der Jude hat solches hier erzählt und nun fahren heute Wiener Verleger auch nach Dresden, um ihn dort auszubeißen.
Der seit einigen Jahren in Hannover etablirte Musikhändler und nun wo alle Welt druckt auch Musikverleger Bachmann sagte mir in dieser Messe, daß er auch etwas von Ihren Compositionen drucken wolle, ich erwiederte daß er von Ihnen nichts erhalten könne, weil Sie alle Ihre Werke mir geben würden, er meynte aber daß er schon etwas bekommen wolle, nun da habe ich auch weiter nichts gesagt.
Es ist jetzt eine wahre Lust wie überall Verlage entstehen, doch werden auch viele wieder vergehen, denn schon viele finden daß unser Fach nicht so golden ist als es glänzt, ich mache mir auch nichts daraus, denn wenn auch die Concurrenz dadurch schadet daß unter den vielen Schofel das gute mit leidet, so habe ich mit meiner Handlung doch einen Vorsprung der für mich hinreichend ist und bin ich erst wieder ganz gesund, so will ich mehr als je mit weniger zufrieden sein.
Künftige Woche wird hier zum erstenmale Eurianthe gegeben, weil Dlle Sontag jetzt hier ist und wir eine Fremde benutzen müssen indem wir bei unsrer Oper jetzt keine Sängerin haben; ich bin neugierig wie diese Oper gefällt.
Der Rübezahl von Würfel ist hier oft und immer bei gedränktem Hause gegeben worden1, woran hauptsächlich die Decorationen schuld sind, die man wirklich in Wien nicht so schön finden soll – so geht es mit manchen Opern, denn das Sujet ist schlecht bearbeitet und die Musik hat zwar mehreres hübsche aber keineswegs von der Art um das Haus so oft zu füllen.

Herzlich Freund
Peters

Autor(en): Peters
Peters, Carl Friedrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Bachmann, Carl
Schlesinger, Adolph Martin
Sontag, Henriette
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Der Berggeist
Spohr, Louis : Quartette, Vl 1 2 Va Vc, op. 68
Weber, Carl Maria von : Euryanthe
Würfel, Wilhelm : Rübezahl
Erwähnte Orte: Dresden
Leipzig
Erwähnte Institutionen: Stadttheater <Leipzig>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1825051450

Spohr



Der letzte Brief dieser Korrespondenz ist Peters an Spohr, 13.05.1825. Spohr beantwortete diesen und den vorigen Brief am 23.05.1825.

[1] Vgl. „Leipzig“, in: Hesperus 37 (1825), S. 419f.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (27.02.2017).