Autograf: Wienbibliothek im Rathaus Wien (A-Wst), Sign. H.I.N.-74436
Inhaltsangabe 1: Autographen-Sammlung enthaltend Musiker-Briefe und Musik-Manuskripte aus dem Nachlasse des berühmten Komponisten Louis Spohr (1784-1859) nebst Beiträgen aller Art (Fürsten, Staatsmänner, Dichter, Gelehrte, Künstler, etc.) aus dem Besitz eines bekannten Berliner Sammlers. Versteigerung zu Berlin Montag, den 15. und Dienstag, den 16. Oktober 1894 (= Katalog Liepmannssohn), Berlin 1894, S. 73
Inhaltsangabe 2: Musiker-Autographen darunter viele eigenhändige Musikmanuscripte (= Katalog Liepmannssohn 174), Berlin 1910, S. 106

An Se Wohlgeborn
dem Churfürstl. Heß. Hof-Capell-
meister Herrn Ludwig Spohr.
zu
Cassel.
 
franco.
recomandant.
 
 
Geehrtester Herr Kapellmeister!
 
Ihr verehrtes Schreiben vom 6t Aprill, welches mich in Paris nicht mehr traff, wurde mir nach Karlsruhe nachgeschickt, und ich empfing es gerade einen Tag nachher, als ich an Herrn General-Director Feige meine durch Umstände verspätete Antwort über mein Gastspiel zu Cassel im Monat July abgesendet hatte. Sie werden wohl bereits davon in Kenntniß gesetzt seyn. Ich beeile mich Ihren schmeichelhaften Brief zu beantworten. Ob wohl ich mit der königl. Administration der ital. Oper zu Paris für die nächste Saison, wenn Donzelli abgeht in Unterhandlung stehe, so würde ich doch ein solides Engagement in Deutschland vorziehen, weil ich mich bey der ital. Oper erst in einen ganz neuen Genre einüben müßte. Bevor ich mich aber in Deutschland engagire, wünschte ich erst persönlich mich von den Verhältnißen desjenigen Theaters in Kenntniß zu setzen, welches mir Offerten zu meinem Engagement macht. Ich gebe mir daher die Ehre Ihnen auf die dahin bezugzunehmende(?) Proposition zu antworten, daß ich mich sehr glücklich schätzen würde im Dienste Sr k. Hoheit des Kurfürsten v. Heßen zu stehen, und mit einem so ausgezeichneten Künstler wie Sie zusammen zu wirken. Ich mache Ihnen daher den Vorschlag vorläufig ein dreymonatliches Engagement zu schließen, nähmlich vom 15t July d.J. bis 15t October d.J. für eine Gage von 1500 Thaler heßisch; für diese drey Monathe, und freye Wohnung von zwey Stuben im Gasthause.
Sollte ich während dieser Zeit den Beyfalls Sr k. Hoheit und des Publicums für mich gewinnen, so werde ich mir dann die Freyheit nehmen einer geehrten Generaldirection meine Bedingungen zu einem längeren Engagement vorzulegen. Ich bitte Sie geehrter Herr Kapellmeister mir umgehends zu antworten, ob Ihnen obige Propositionen conveniren, oder ob ich Ihre Verhältniße seit Sie mir nach Paris schrieben, so geändert haben, daß es bloß bey dem früh(?) erwähnten Gastspiel bleibt. In diesem Falle wünschte ich im Monath July 4 Rollen, jede gegen ein Honorar von 100 Thaler zu geben, jedoch ohne allen Bezug auf Engagement.
Schließlich bitte ich noch recht mir die gefällige Antwort hierüber längstens bis 20t d.M. hieher zu schicken, damit ich meine Arengements dadurch treffen kann. Genehmigen Sie, geehrter H. Kapellmeister die Versicherung der ausgezeichnetsten Hochachtung mit der ich die Ehre habe zu seyn
Ihr
 
ganz ergebenster
Fr. Wild
 
Stuttgard den 6t May 825.

Autor(en): Wild, Franz
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Donzelli, Domenico
Wilhelm II. Hessen-Kassel, Kurfürst
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Paris
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1825050644

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief von Spohr an Wild, 06.04.1825. Der nächste belegte Brief dieser Korrespondenz ist Wild an Spohr, 07.05.1825.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (04.08.2017).