Autograf: Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

An den Herrn Kapellmeister
L. Spohr
in
Kassel

frei1


Ballenstedt am 3 Mai 1825.

Wenn ich auch nicht darauf rechnen kann, daß Sie, hochverehrter Herr Kapellmeister sich meiner noch erinnern, der ich das Glück hatte, Ihre Bekanntschaft in Alexisbad2 zu machen und in Achen3 zu erneuern, so darf ich doch wohl Ihre Nachsicht in Anspruch nehmen, daß ich diese Zeilen an Sie zu richten so frei bin, da ihr Zweck der ist, ein aufkeimendes musikalisches Talent zu unterstützen in seinen Wünschen.
Ein junger Mann, der Oboist Fischer4 beim hiesigen herzogl. Musikkorps, dessen Hauptinstrument Violine ist, worauf er es schon zu ziemlicher Fertigkeit gebracht hat, wünscht, zu seiner weiteren Ausbildung, Ihren treflichen Unterricht genießen zu können. Er hatte des halb5 die Absicht, sich auf 5 bis 6 Monat Urlaub zu nehmen, nach Kassel zu reisen und da dieser seinen sehnlichen Wunsch Ihnen selbst vorzulegen; da es nun aber seyn könnte, daß Sie durch Umstände verhinbdert wären, in den nächst 5 Monaten einheimisch zu seyn, so habe ich ihm gerathen, sich hierüber von Ihnen zuvor Auskunft zu erbitten. In seinem Namen thue ich dies hiermit und frage bei Ihnen ganz gehorsamst an, ob es Ihnen überhaupt möglich seyn wird, den Wunsch des jungen Fischer zu erfüllen und ob und wann er kommen dürfte.
Wie er mir sagt, so hat er bereits die Ehre gehabt, sich Ihnen in Kassel zu präsentieren als er von Braunschweig, wo er bei Müller Unterricht genoß, zum Grafen Westphalen als Musiklehrer ging. Als einen rechtlichen, guten, sein Instrument sehr liebenden Mann kann ich Ihnen den jungen Fischer empfehlen u. ich glaube, er würde Ihnen Freude machen, da er enthusiastisch für die Kunst glüht.
Könnte Ihre gütige Antwort, um die ich gehorsamst bitte, gewährend ausfallen so würden Sie Fischer eine große Freude machen und auch mir

Ihrem
ergebensten Diener und hohen
Verehrer
Friedrich Gottschalck
Assistenzrath

Autor(en): Gottschalck, Friedrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Fischer, A.
Fischer, F.
Müller, Carl (Müller-Quartett 1)
Westphalen (Graf)
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Aachen
Alexisbad
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1825050347

Spohr



Spohrs Antwortbrief vom 07.05.1825 ist derzeit verschollen.

[1] Auf dem Adressfeld befindet sich der Poststempel „BALLENSTEDT / 3 MAJ“, auf der Rückseite des Briefumschlags befindet sich der Stempel „6 MAY 1825“.

[2] Vermutlich das Konzert am 27.07.1821 (vgl. Spohr an Wilhelm Speyer, 26.08.1821).

[3] Vermutlich beim Aachen-Aufenthalt mit Konzertankündigung für den 06.07.1820 (vgl. „Aachen, 3. Juli“, in: Stadt-Aachener Zeitung 03.07.1820, nicht paginiert); Gottschalck traf allerdings erst am 24.07. dort ein („Ankommende Fremde zu Aachen am 24. Juli“, in: ebd. 25.07.1820, nicht paginiert).

[4] Derzeit lassen sich die beiden Brüder A. und F. Fischer, die beide Unterricht bei Spohr hatten, nicht unterscheiden.

[5] Sic!

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (26.05.2023).