Autograf: nicht ermittelt
Abschrift: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Abschrift.
April 3. 1825.
Beigehend den Text zu den Musikstücken zum Macbeth.
Ich kann bei dieser Gelegenheit für den Componisten nur das wiederholen, was ich früher gesagt habe: Die ganze Musik muß der dämonischen Character haben, der in der Tragödie selbst schon liegt. Ueber die Ouverture kann man dem Componisten natürlich nichts vorschreiben: zu Shakespeare und zu seinem Macbeth namentlich, paßt indessen nichts, was nicht den Stempel des Grandiosen trägt.
Bei den Hexenscenen muß nicht zuviel Musik sein. Ich erinnere mich, bei einer früheren Musik zu Schiller’s Bearbeitung bei dem Auftreten und Abgehen der Hexen nur einige Accorde angeben gehört zu haben, und das ist hinlänglich. (In der Ahnfrau kommen, wenn ich mich nicht irre, musikalische Klänge in der Art vor.) Bei der eigentlichen Zauberscene, wo die Hexen um den Kessel gehen, müssen die Beschörungsformeln von einer durchgehenden, durchaus nicht betoerenden Musik begleitet sein, die jedesmal wieder eintritt, wenn das Zauberwerk wieder beginnt. Bei dem Versinken des Kessels muß eine Art von Charivari eintreten, der den Hexenspuk charcterisirt. Jede Erscheinung muß, von einem oder anderen Accorde eingeführt und ihr Verschwiden damit bezeichnet werden. – Das eigentliche Lied der Hexen: „Geister schwarz und weiß pp. bleibt, in seiner Auffassung ganz dem Componisten überlassen, so wie den Hexentanz am Ende; und ein geistreicher Tonsetzer, wie Herr Kapellmeister Spohr, wird hiezu gewiß das Characteristische liefern.
Ich bescheide mich übrigens sehr gern, dem Herrn Componisten nichts vorschreiben zu wollen, und habe nur ungefähr den Gesichtspunkt anzugeben gesucht, aus dem mir der musikalische Theil der Tragödie erscheint.
(gez.) Spiker.
Autor(en): | Spiker, Samuel Heinrich |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | |
Erwähnte Kompositionen: | Spohr, Louis : Macbeth |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | Königliche Schauspiele <Berlin> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1825040380 |
Diese Notizen lagen vermutlich dem Brief Karl Moritz von Brühl an Spohr, 04.04.1825 bei. Spiker erläutert hier offenbar, wie er sich die Schauspielmusik zu seiner Bearbeitung von Macbeth (Will[ilam] Shakespeare, Macbeth, übers. v. S[amuel] H[einrich] Spiker, Berlin 1826) vorstellt, mit der Spohr beauftragt wird.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (11.07.2022).