Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Sr Wohlgeboren
dem Herrn Hof-Capellmeister Spohr
in
Cassel
fr.1
Münster den 26t März 1825.
Geehrtester Herr Capellmeister!
Schon bitte ich im Voraus sehr um Entschuldigung, daß ich Sie mit einer großen Bitten belästige, ich traue aber zu sehr auf Ihre freundschaftliche Gesinnung wo Sie mir schon so viele Beweise von gaben als daß ich auch diese nicht wagen sollte. Es ist nemlich in Aachen eine Musikdirectorstelle in den Zeitungen bekannt gemacht2 welche mir diesen Winter als ich in Aachen Conzert gab schon privatim angetragen wurde, der Stadtrath hatte damals aber das Gehalt noch nicht ausgesetzt habe mich nun aber mit der Intendanz des Theaters der die Wahl überlassen ist – in Correspondenz gesetzt, es scheint aber eine bedeutende Concurrenz statt zu finden, weshalb ich so sehr wünschte von Ihnen, lieber Herr Capellmeister, eine Empfehlung zu haben. Diese Anstellung wäre mir um so erwünschter indem ich näher bei meinen künftigen Schwiegereltern wohnte, u. überhaupt Aachen doch viel bedeutender ist wie Münster. Aus beiliegendem Blatt3 werden Sie sich überzeugen, daß ich mit Beifall in Aachen auftrat, u. mich vieler Freunde dort zu erfreuen habe, es fehlt daher nur noch des Haupt-Impulses – eine Empfehlung von Ihnen – dann wird mein Unternehmen reussiren. Da diese Sache wahrscheinlich noch vor dem Musikfeste entschieden wird, würde eines besonders wichtig seyn, wenn Sie die Gewogenheit hätten, diese Empfehlung gleich direct nach Aachen an den Herrn Müller, Doctor der Rechte zu schicken.
Nochmals bitte ich wegen dieser Zumuthung sehr um Entschuldigung, ich wünschte nur ich hätte Gelegenheit Ihnen Beweig meiner unaussprechlichen Achtung u. Liebe zu geben.
Ihrer werthen Frau Gemahlin empfelen Sie mich ja recht herzlich
Ewig Ihr
dankbarer Schüler
Georg Schmidt
./.4
NS. Diesen Winter habe ich Holland u. die Rheinprovinz besucht, hatte aber das Unglück 2 Koffer zu verlieren ohnweit Allerfeld, eine fatale Dissonanz! –
Autor(en): | Schmidt, Georg |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | |
Erwähnte Kompositionen: | |
Erwähnte Orte: | Aachen |
Erwähnte Institutionen: | Städtisches Orchester <Aachen> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1825032640 |
Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Schmidt an Spohr, 14.02.1824. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Schmidt an Spohr, 17.12.1826, aus dem sich erschließen lässt, dass Schmidt zu den Empfängern von Spohrs Subskriptionsaufruf zu seinem Oratorium Die letzten Dinge gehörte, dessen an Schmidt adressiertes Exemplar derzeit verschollen ist.
[1] Auf dem Adressfeld befindet sich rechts oben der stark verwischte Poststempel „MÜNST[ER] / 28 [???]“, auf der Rückseite des gefalteten Briefumschlags befindet sich der Stempel „28MERZ1825“.
[2] „Gesuch“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 27 (1825), Intelligenzblatt Sp. 6.
[3] Ein Zeitungsausschnitt von „Konzert des Hrn. Georg Schmidt“, in: Stadt-Aachener Zeitung 06.12.1824, nicht paginiert.
[4] Bei dem Zeichen „./.“ handelt es sich möglicherweise um einen freimaurerischen Zusatz zur Unterschrift (vgl. Philippe A. Autexier, Lyra Latomorum. Das erste Freimaurerliederbuch. Masonica über Haydn Mozart Spohr Liszt, pdf-Version nach dem Typoskript im Deutschen Freimaurermuseum Bayreuth, S. 339f. und 348).
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (11.02.2022).