Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,227

Herrn
Kapellmeister Louis Spohr
Wohlgeb.
Cassel


Offenbach am 7 December 1824.

Theurer Freund!

Kaum angekommen wird mir auch schon der Genuß zu Theil, Zemire u. Azor zu hören. – Die Besetzung war sehr gut. Azor Nieser, Ali Größer, Sander Dotter, Zemire Bamberger, die beiden Schwestern Heinefeder u. Hauss. – So wurde alles klar vorgetragen und aufgefaßt. Nie gewährte mir diese Oper ein solches Vergnügen. Viele Sätze, z.B. das Duett der beiden Schwestern, die Parthie des Ali, welche fast verloren gingen, erscheinen nun in dem wahren Lichte. Nur die Tempi wurden zuweilen vergriffen. Die Oper wird nun öfters gegeben werden und wie Faust endlich, wie sie es verdient, ein Liebling des Publikums werden. – Auch Jessonda wird neu einstudirt. Die Hauss erhält die Jessonda, die Bamberger Amazili. Meinen Brief aus Berlin werden Sie hoffentlich richtig erhalten haben. Spontini wiederholte mir beim Abschied die Versicherung, daß er alles anwenden würde um Jessonda würdig auszustatten. Er frug mich, ob ich Ihnen wegen der Besetzung geschrieben, und ich hoffe daß Sie es gethan haben. – Auch Blum interessirt sich (wie es scheint) für die Oper und da das Scenische von ihm abhängt, so würden Sie wohl thun, an ihn zu schreiben. – Wenn Sie nach Berlin kommen so besuchen Sie doch den Clavierspieler und Componisten Carl Arnold, einen Jugendfreund von mir. Nicht allein werden Sie einen tüchtigen Musiker, und in seiner Frau eine vortreffliche Sängerin kennen lernen, sein Zirkel ist interessirt und angenehm. Für heute genug
von Ihrem treuen Freund WmSp[eyer.]

Wie steht es mit Herrn Schöne?



Dieser Brief schließt direkt an den von Speyer hier selbst erwähnten Brief an Spohr vom 19.11.1824 an. Der nächste überlieferte Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Speyer, 24.01.1825, aus dem sich jedoch noch ein derzeit verschollener Brief von Speyer an Spohr erschließen lässt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (22.02.2016).