Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,68

Sr. Wohlgeb.
Herrn Wilhelm Speyer
in
Offenbach a/m


Cassel den 20sten
September 24.

Geliebter Freund,

Zürnen Sie nicht, wenn ich schon wieder mit einem Auftrage beschwerlich falle; ich weiß aber niemand außer Ihnen, von dem ich eine schnelle und sichere Besorgung erwarten dürfte.
Es singt jetzt ein junger Mann aus Leipzig Gastrollen in Frankfurt auf den wir reflektiren und den ich eingeladen habe hieher zu kommen. So eben erfuhr ich aber, daß er meinen Brief noch nicht erhalten hat, weil er vor Ankunft desselben von Leipzig abgereist war. Er ist ein Student, der sich dem Theater widmen will und der eine ausgezeichnete Baßstimme und herrliche Anlagen für Darstellung haben soll. Er hat mit der Unterschrift M.C.G.1 an uns geschrieben und um Gastrollen und Engagement bey unserer Bühne gebeten. Wahrscheinlich ist er, wenn Sie den Brief erhalten, schon ein- oder einigemale dort aufgetreten und Sie werden, wenn Sie ihn nicht selbst gehört haben, doch leicht erfahren können, wie sein Debüt ausgefallen ist. Sollte er nun eine wünschenswerthe Aquisition für unser Theater seyn, so bitte ich, daß Sie die Gefälligkeit haben, zu ihm zu gehen und ihm in meinem Namen sagen: daß ich ihn, wenn er nicht bereits mit der Frankfurter Direktion abgeschlossen habe, einlade hieher zu kommen, wo er, wenn er in seinen Gastrollen genüge, sogleich Engagement finden könne; daß ich ihm dieß bereits nach Leipzig geschrieben habe, daß der Brief aber erst nach seiner Abreise dort eingetroffen sey. – Daß Sie diese Verhandlungen vor Guhr u. [Textverlust] geheim halten, brauche ich nicht er[st zu] bitten; verzeihen Sie nur, daß ich Sie mit meinem, Ihnen vielleicht unangenehmem Auftrag belästige, ich wußte mir aber nicht anders zu helfen.
Einer gefälligen Nachricht über die Verhältnisse der Bamberger sehe ich auch mit Ungeduld entgegen.
Von uns allen die herzlichsten Grüße an die lieben Ihrigen. Stets Ihr Sie liebender Freund L. Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Speyer, Wilhelm
Erwähnte Personen: Bamberger, Sabine
Guhr, Carl
Schöne (Sänger aus Leipzig)
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Frankfurt am Main
Kassel
Leipzig
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Stadttheater <Frankfurt am Main>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1824092002

Spohr



Dieser Brief schließt Spohr an Speyer, 13.09.1824 an. Speyers Antwortbrief ist derzeit verschollen.

[1] Aus Spohr an Speyer, 28.09.1824 folgt, dass es sich um einen Sänger Schöne handelt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.02.2016).