Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,67

Sr. Wohlgeb.
Dem Herrn Wilhelm Speyer
in
Offenbach a/m


Cassel den 13ten
September 24.

Geliebter Freund,

Wie gern mögte ich, rücksichtlich Ihrer Empfehlung, dem Herrn Abenheim zu einer Anstellung in unserem Orchester behülflich seyn, wäre es nur möglich! Aber leider ist dazu gar keine Aussicht. Denn ohne Vakanz wird kein Geiger weiter eingestellt und tritt eine solche ein, so hat der Soh.1 des hiesigen Concertmeisters2 , der bereits seit einigen Jahren im Orchester rikorirt, die nächsten Ansprüche. Es ist aber auch nicht einmal wahrscheinlich daß eine Vakanz eintreten wird, da unsere Geiger sämtlich junge, rüstige Leute sind. Ich bedaure daher, in dieser Sache Ihren Wünschen nicht entsprechen zu können.
Was Sie mir am Schluss Ihres Briefes von der Bamberger schreiben, hat mich überrascht und ist mir von Wichtigkeit, da wir immer noch bey unserem Theater noch einer guten Sängerin suchen. Kurz vor dem Abschluß ihres neuen Contracts in Frankfurt trugen wir der Bamberger3 Engagement an; sie erhielt meinen Brief aber erst, wie sie schon unterzeichnet hatte. Die Mutter4 schrieb mir damals, dieß von neuem auf 3 Jahr sey und ich mögte daher wissen, ob sie Aussicht hat, vor Ablauf der 3 Jahre ihrer Contraktverbindlichkeit entlassen zu werden; ob dies bald seyn könnte und ob sie wohl Urlaub zu einer Reise hieher erhalten würde, da wir, ohne sie erst unserem Hofe und dem Publiko vorgeführt zu haben, nicht wohl ein Engagement mit ihr definitiv abschließen könnten. Es ist mir leid sie bey meinem sie bey meiner letzten Anwesenheit in Offenbach gar nicht gehört zu haben; daher wünschte ich auch von Ihnen noch privatim zu erfahren, was wohl die Veranlassung ihres Abganges vom dortigen Theater sey, ob nicht etwa Verlust der Stimme oder Kränklichkeit überhaupt oder dergl. Sie würden mich sehr verbinden, wenn sie mir, nach genommener Rücksprache daß [Textverlust] [???] über alles dieß gef[ällige Nac]hricht, baldmöglichst wollen zu kommen lassen.
Von Herrn Vauchel habe ich immer noch keinen Brief. Haben Sie die in meinem letzten Briefe gethane Bitte erfüllt, so bedarf es dessen freylich auch nicht mehr. Die Geige wird alle Tage besser und macht mir viel Freude.

Herzliche Grüße von uns allen.
Stets Ihr treuer Freund
L. Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Speyer, Wilhelm
Erwähnte Personen: Abenheim, Joseph
Bamberger, Johanna
Bamberger, Sabine
Barnbeck, Friedrich
Barnbeck, Heinrich
Vauchel, Jean
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Frankfurt am Main
Offenbach
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Stadttheater <Frankfurt am Main>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1824091302

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Speyer an Spohr, 09.09.1824. Der nächste Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Speyer, 20.09.1824.

[1] Friedrich Barnbeck.

[2] Heinrich Barnbeck.

[3] Sabine Bamberger.

[4] Johanna Bamberger.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.02.2016).