Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Wohlgeborner,
Insonders Hochzuverehrender Herr!

Ew. Wohlgeboren geehrtes Schreiben vom 13ten d. M. habe ich wohl erhalten, und verfehle ich nicht Ihnen folgendes mitzutheilen. Zu dem künftigen Monath September kann meine Tochter nicht nach Cassel kommen; dieses kann erst in dem Monat Octobr. geschehen.
Zur näheren Aufklärung nehme ich mir die Freiheit Ihnen die Veranlassung hierzu vorzutragen. Meiner Tochter war der Contractmäßige Urlaub anfangs im April d. J. zugesichert. Da jedoch von Ihnen kene bestimmte Zusicherung wegen des Gastspiels ertheilt wurde auch meine Tochter hier beschäftigt war, so unterblieb die Reise und wurde der Urlaub bis zum Herbst verschoben, und dahin näher bestimmt, sochen wärend1 der Anwesenheit der Mad. Krüger Aschenbrenner hieselbst zuertheilen. Die Ankunft dieser Dame wurde im September hier vermuthet, da jedoch selbige sich weiter hinaussetzt, so ist der Urlaub meiuner Tochter vom September wieder bis dahin verlegt worden, daß die Mad. Krüger Aschenbrenner hier eintreffen wird, welches im October geschehen soll, Alsdann kann meine Tochter für 2 Wochen kommen. Wenn Ihnen dieses genehm seyn sollte, worauf ich Ihrer geneigten Erklärung entgegen sehe, so kann ich Ihnen so bald Gewißheit da ist, den Zeitpunkt melden, wo meine Tochter bei Ihnen eintreffen und auftreten kann.
Übrigens muß ich Ihnen melden, daß ich vor einigen Tagen einen neuen Engagements Contract für meine Tochter auf 1 Jahr, vom 1ten April 1825 bis dahin 1826 hier abgeschlossen habe.
Meine Tochter hat eine Zulage von 900 Rth. welche ich verlangt habe, Urlaub und andere Gratifikationen erhalten, und da ich die hiesige Gage höher erschlagen kann, weil wir einen Haushalt bildenh, dagegen an verschiedenen Orten und bei getrennten Oeconomien weit mehr gebrauchen würden, so hab ich keinen Anstand genommen, das Vortheilshafteste für mich zu wählen.
Ew. Wohlgeboren geneigten Antwort entgegen sehend, empfehle ich mich dero Gewogenheit und beharre mit ausgezeichnetster Hochachtung

Dero
gehorsamster Diener
Fr. Wilh. Kiel

Braunschweig
d 20ten Aug. 1824.

Autor(en): Kiel, Friedrich Wilhelm
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Cornet-Kiel, Franziska
Krüger-Aschenbrenner, Auguste
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Braunschweig>
Hoftheater <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1824082044

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Spohr an Kiel, 13.08.1824.

[1] Sic!

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (22.02.2023).