Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,65

Sr. Wohlgeb.
Herrn Wilhelm Speyer
in Offenbach a/m


Cassel den 26sten
Juni1 24.

Geliebter Freund,

Die Herren Mosenthal und De Groot, die heute Mittag ebenfals eine Erholungsreise an den Rhein antreten wollen, fragen bey mir an, ob ich nichts an Sie zu bestellen habe. Außer herzlichen Grüßen wüßte ich nun, da ich Ihnen erst gestern geschrieben habe, nichts, wenn mir nicht so eben meine Frau, von der ich große Lobsprüche erwartete über die Ordnung, in der ich meine Sachen wieder mitgebracht habe, statt dieser, angekündigt hätte, daß an meiner Wäsche ein Oberhemd und ein Schnupftuch fehlten. Sollte sich dieß nun vielleicht in meinem Zimmer im Bette oder unter dem Bett oder unter der schwarzen Wäsche2 Ihrer Frau gefunden haben, so bitte ich es einem der Überbringer dieses Briefs zur Mitnahme hieher gefälligst zu geben. Sollte sich nichts gefunden haben, so werde ich es, da ich nicht sehr gewohnt bin auf dergl zu achten, wohl auf der Reise verloren haben.
Recht neugierig bin ich auf Nachricht von Würzburg. Ich habe Vauchel gebeten3 mir gleich nach Empfang der Geige zu schreiben, ob er glaube, daß sie völlig wiederherzustellen sey und wir er sie im Inneren gefunden habe. Ein so unbegrenztes Vertrauen ich auch auf seine Geschicklichkeit setze, so werde ich doch unruhig seyn, bis ich die Geige wieder in Händen habe.
An alle die Ihrigen die herzlichsten Grüße.

Mit inniger Freundschaft stets
der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Speyer, Wilhelm
Erwähnte Personen: Groot, David de
Mosenthal, Philipp
Spohr, Dorette
Vauchel, Jean
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Offenbach
Würzburg
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1824062602

Spohr



Dieser Brief schließt an Spohr an Speyer, 25.06.1824 an. Speyer beantwortete diesen Brief am 28.06.1824.

[1] Der Monatsname kann hier auch als „Juli” gelesen werden. Die Datierung auf Juni ergibt sich aber aus Spohrs Hinweis, er habe „erst gestern geschrieben” sowie aus Speyers Antwortbrief.

[2] „Schwarze Wäsche, ungereinigte schmutzige Wäsche” (Johann Hübner's Zeitungs- und Conversations-Lexikon, hrsg. v. F.A. Rüder, 31. Aufl., Bd. 4, Leipzig 1828, S. 202).

[3] Falls sich Spohr und Vauchel nicht Frankfurt oder Offenbach trafen, ist dies ein Hinweis auf einen verschollenen Brief von Spohr an Vauchel.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.02.2016).