Der Musikverein Düsseldorf an Louis Spohr in Kassel

An
den Herrn Capellmeister Spohr
Wohlgeboren
in
Cassel.


Düsseldorf den 18^ten Juny 1824.

Je mehr die Compositionen Euer Wohlgeboren nicht alleine das hiesige Publikum angesprochen haben, sondern auch von den Musikfreunden vorzugsweise gern aufgeführt worden sind, desto größer und aufrichtiger ist das Verlangen, die bereits durch Recensionen und durch den Klavierauszug uns bekannt gewordnen Oper „Jessonda“ vollständig vorgetragen zu hören. Da nun überhaupt wenig oder gar keine Aussicht vorhanden ist, daß die hiesige Theater-Direction diesem Wunsche ein Genügen verschaffen könne und werde, so bleibt es nur dem Musikverein hierselbst übrig, sich und dem gebildeten Publikum in einem Konzerte dieses Vergnügen zu verschaffen.
Es kann hierbei nur die Frage seyn, ob Euer Wohlgeboren den Preis einer Abschrift der vollständigen Partitur in der Art zu stellen belieben mögten, daß der Verein nicht allein diese, sondern auch die nachfolgenden sehr bedeutenden Kosten des Ausschreibens pp zu bestreiten und so seine Absicht zu vollführen im Stande ist.¹
Wenn wir daher an Euer Wohlgeboren die Bitte richten, uns diesen Preis gefälligst bald möglichst bekannt machen zu wollen so dürfen wir einerseits nicht verhehlen, daß der aus Liebhabern bestehende Musikverein in der Sorge für die täglichen Bedürfnisse und ohne feste Mittel, sich außer Stande findet, für ein einzelnes Musikwerk bedeutende Aufopferungen zu machen, und wir von der andern Seite auf die Theilnahme Euer Wohlgeboren an dergleichen Bestrebungen der Liebhaber-Vereine zur Darstellung würdiger Werke hochgeschätzter Musiker einigermaßen machen zu dürfen glauben.
Euer Wohlgeboren gefälliger Antwort entgegensehend, verharren wir mit vorzüglicher Hochachtung

Die Direction des Musikvereins
d’Anthoin      von Woringen      Hasse

An
den Herrn Kapellmeister Spohr
Wohlgeboren,
in
Cassel

frei.