Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

An
Herrn Kapellmeister Spohr
Wohlgeboren
in
Cassel.

frei.1


Wohlgeborner
Hochzuverehrender Herr Kapellmeister!

Indem ich Ihnen, wiewohl erst spät den Empfang der Partitur u Buch v. Jessonda anzeige, theile ich Ihnen zugleich mit, das die Oper bereits einstudirt wird, und in 14 Tagen zur Aufführung kommt. die Ouvertüre habe ich bereits in einem Declamatorium spielen lassen, wo sie mit Applaus aufgenommen wurde,2 die in selbigem Declamatorium gespielte Ouverture aus Euryanthe fehlte.3
Mad. Neumann Sessi spielt die Jessonda
   "    Werner                   "     "   Amazili
   H. Höfler                       "     "   Nadori
   H. Köckert                    "     "   Dandau
   H. Genast                     "     "   d’Acunha
Das Personal scheint für die Oper geeignet. Mehrere neue Dekorazionen werden dazu gemalt. Die Chöre (in Männern u. Frauen 30 Personen stark, werden mit allem Fleiß einstudirt, unhd werden hoffentlich wie in Cortez sehr gut gehen. – In Einem habe ich eine Abänderung treffen müssen, die durch unsere Verhältnisse nothwendig bedungen wird. Ich habe nämlich in Frauen u Kindern ein recht artiges Balletpersonale. Die Männer sind dem nicht entsprechend, besonders allein und bey starken Chören. Ich habe daher, um durch nichts Mangelhaftes zu stören, den Waffentanzu durch einen Tanz gefangener indischer Weiber u Kinder ersetzen müssen, die dem [???]paar(???) durch Jessonda ihre Huldigung darbringen, was auch einige Abänderung in diesem Theile der Musik hervorgebracht hat.
Unser Tanz wird brilliant, anstatt daß der andre matt ausgefallen wäre. Unter solchen Umständen werden Sie nicht unzufrieden damit seyn.
Für alle übrigen Bemerkungen danke ich Ihnen ergebenst und werde für deren Beachtung sorgen. Nach der Vorstellung gebe ich Ihnen Nachricht davon und übersende bey erster Gelegenheit das schuldige Honorar.
Mit besonderer Hochachtung
EwWohlgeboren

ergebenster
ThVKüstner

Leipzig
den 24 Januar
1824

Autor(en): Küstner, Karl Theodor von
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Genast, Eduard
Höfler, Joseph
Köckert, Gustav
Neumann-Sessi, Anna Maria
Werner, Corona
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Jessonda
Weber, Carl Maria von : Euryanthe
Erwähnte Orte: Leipzig
Erwähnte Institutionen: Stadttheater <Leipzig>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1824012445

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Küstner an Spohr, 11.10.1823. Der nächste erschlossene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Küstner, 23.08.1824.

[1] Auf dem Adressfeld befindet sich links oben der Poststempel „LEIPZIG / 26. Jan 24“, auf der Rückseite des zusammengefalteten Briefumschlags befindet sich der Stempel „[???] [J]AN18[24]“.

[2] Hier gestrichen: „welcher [???]“.

[3] Zum Konzert vgl. Bert Hagels, Konzerte in Leipzig 1779/80-1847/48, Berlin 2009, Anhang (Pdf-Datei auf CDRom), S. 740).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (30.01.2023).