Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Druck: Ulrich Konrad, „Quellen zur Musikgeschichte Göttingens im 19. Jahrhundert. Die Briefe Johann August Günther Heinroths an Johann Friedrich Naue, Robert Schumann und Louis Spohr“, in: Göttinger Jahrbuch 35 (1987), S. 215-242, hier S. 229

Verehrter Freund,

Die Schüler1 haben wir nun gehört, uns verlangt aber auch nach dem Meister.2 Sie wollen nach Frankfurt? Haben Sie dazu bereits eine Zeit bestimmt? Ich wünschte, daß Sie entweder in der Mitte des Decbrs, oder gleich zu Anfang des Januars hierher kämen. Der Januar scheint in pecuniärer Hinsicht besser zu seyn, denn zu den academ. Concerten haben bis jetzt nur fünf Studenten unterschrieben, und zu den großen Theetänzen sind zwar 40 Tänzer aufgetrommelt, 4 davon haben aber nur bezahlt, die übrigen wollen erst im neuen Jahre ihre Schuld entrichten. Auch fehlt bis jetzt noch die Zierde des neuen Saales, der Kronleuchter aus Paris, indessen der dürfte doch wohl bis zu Ihrem Concerte ankommen. Haben Sie die Güte und schreiben Sie mir recht bald Ihren Entschluß. Mein Plan war, eine Subscription zu eröffnen, soll ich nun a Person 12 oder 16 ggr und an der Kasse 1 rt an kündigen. Der Saal faßt bequem 600 Zuhhörer; wie wäre es wenn wir für die Familien einen billigen Subscriptionspreis festsetzen, denn wo Tauben sind, fliegen gern Tauber zu. Schreiben Sie mir daher bald Ihre Ansichten, damit ich nicht gegen ihren Willen handele. Daß Sie ihre Dem. Tochter3 mitbringen wollen, haben Sie mir beiläufig geschrieben; es ist doch noch gewiß? Wenn es möglich seyn könnte, so packen Sie ja noch einen Cellisten in den Wagen. Wenn ich es mit der Quantität zwingen könnte, so wäre diese Fürsorge unnöthig. Es sitzen hier zwar 4 Cellisten, allein 3 davon spielen bloß die Pfundnoten. Gott erhalte Sie gesund und führe Sie entweder im December oder im Januar zu uns.
Mit Liebe und Achtung

Ihr
ergebener
Heinroth

Göttingen d 23t Novbr.
1823

Autor(en): Heinroth, Johann August Günther
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Gerke, Otto
Ries, Hubert
Zahn, Emilie
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Göttingen
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1823112344

Spohr



Der letzte erschlossene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Heinroth, zwischen 21. und 24.10.1823. Der nächste erschlossene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Heinroth, ab 13.02.1824.

[1] Otto Gerke und Hubert Ries.

[2] Spohr sollte eigentlich schon im November 1823 in Göttingen konzertieren (vgl. Spohr an Wilhelm Speyer, 24.10.1823); offensichtlich verschob er das Konzert dann aber doch, das dann in der zweiten Januarwoche stattfand (vgl. Spohr an Speyer, 06.01.1824; „Göttingen, im März”, in: Allgemeine musikalische Zeitung 26 (1824), Sp. 227f., hier Sp. 228).

[3] Emilie, später verheiratete Zahn.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (05.08.2021).