Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,215
Druck: Till Gerrit Waidelich, „Die Beziehungen zwischen Carl Maria von Weber und Louis Spohr im Spiegel ihrer Korrespondenz“, in: Weberiana 24 (2014), S. 117-144, hier S. 132 (teilweise)

Offenbach 8 November 1823.
 
Theurer Freund!
 
Nicht länger will ich es anstehen lassen, Ihren Brief zu beantworten, indem noch mehrere Tage darauf gehen werden, bis ich Ihren Auftrag erfüllen kann. – Guhr war während der Herbstferien verreißt. Nach seiner Rückkunft war ich sehr oft bei ihm, fand ihn aber nie zu Hause. – Endlich vor einigen Tagen gieng ich in die Probe; hier theilte ich ihm Ihr Begehren mit. Er versprach mit die Musik auf den Abend; allein weder den Abend noch den andren Morgen erhielt ich etwas. Heute ermahnte ich ihn schriftlich und Morgen früh soll ich Alles bestimmt erhalten. Wir wollen sehen! – Sobald ich im Besitz bin, spedire ich Ihnen prompt. – Auch meine Vorhersagung wegen Jessonda ist eingetroffen. Man hat beschlossen sie erst zur Ostermesse zu geben, um Muße zu haben, sie würdig auszustatten. Wird das Ihren Plan nicht ändern?
Hier ist bekannt geworden, daß Euryanthe von Weber in Wien complet durchgefallen und von Spottvögeln den Namen Enuyante1 erhalten hat. – Ist dem so, so hat Weber dies. gar einen musik. Selbstmord begangen.
Was die Besetzung Ihrer Oper betrifft, versichert mir Guhr, daß die besten Subjecte dazu vermerkt werden
 
Die herzlichsten Grüße an die Ihrigen
Mit wahrer Liebe
Ihr WmSpeyer.

Autor(en): Speyer, Wilhelm
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Guhr, Carl
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Jessonda
Weber, Carl Maria von : Euryanthe
Erwähnte Orte: Frankfurt am Main
Wien
Erwähnte Institutionen: Stadttheater <Frankfurt am Main>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1823110832

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Speyer, 24.10.1823. Spohr beantwortete diesen Brief am 24.11.1823.
 
[1] Vgl. „Briefe über Maria v. Weber’s Euryanthe und seine Bewillkommnung in Dresden”, in: Literarisches Conversationsblatt 2 (1823), S. 1109f. und 1114f., hier S. 1114
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (18.02.2016).