Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Herrn Kapellmeister Spohr
in
Cassel.

franco1


Hamburg, d. 20t Juny 1823.

Lieber Herr Kapellmeister,

Es erzählte hier vor kurzem ein Fremder daß Gerstäcker sich gänzlich vernachläßigte d.h. in der Kunst u dagegen sich dem Gott Bachus mit Leib u Seele hingebe. Nun habe ich einer Freundin von ihm das Versprechen gegeben an Sie deshalb zu schreiben u Sie zu gleicher Zeit zu bitten auf den Gerst. ein wachsames Auge zu haben, im Fall der Fremde wirklich die Wahrheit redete. Der Name des Fremden ist mir entfallen, er sagte aber daß er Gerst. ganz besessen in einem Gast oder Lasthause gesehen habe, u daß der Marqueur ihm versichert habe daß man Gerst. fast immer in diesem Zustande antreffen könne. Der Himmel möge verhüten, daß dies der Fall ist, da er doch noch immer der beste Tenorist ist. Vor kurzem hatten wir den H. Kornet hier; die Stimme ist gut, von Vortrag weiß aber seine Seele nichts. Mit Ed.2 haben wir uns an ihre neuen Quartetten recht ergötzt, u werde solche Montag wiederholen. Er ist recht wohl u macht Ihnen in seinem Spiel Ehre; die Mutter ist auch ganz froh. H. Methfessel hoft hier Musikdirector zu werden, wenn aber noch Gerechtigkeit im Lande ist, wird er sich die Finger verbrennen. Ich habe jetzt eine3 Cantate geschrieben: die Auferstehung u Himmelfahrt Christi von Ramler, u denke sie Ende Sept. hier aufzuführen.

Viele Grüße an Ihre [verehrte] Frau u Fräulein Töchter. Tuli(???) nicht zu vergessen
von Ihrem [Freun]de W. Grund.

Autor(en): Grund, Wilhelm
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Cornet, Julius
Gerstäcker, Friedrich (Vater)
Grund, Christiane Eleonore
Grund, Eduard
Methfessel, Albert
Erwähnte Kompositionen: Grund, Friedrich Wilhelm : Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu
Erwähnte Orte: Hamburg
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1823062039

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Grund an Spohr, 16.06.1822. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Grund an Spohr, 01.04.1825.

[1] Auf dem Adressfeld befindet sich rechts in der Mitte der stark verwischte Poststempel „[HAMBURG] / FTH[???] / 24. Jun.“

[2] Eduard Grund.

[3] Hier gestrichen: „Orat“.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (25.05.2022).