Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Sr Wohlgebohr.
Dem
Herrn Louis Spohr.
Kapell und Musikdirektor des
Kurfürstlichen Hoftheaters
in
Cassel.1
Wohlgebohrner Herr!
Meine Tochter hat mich mit dem Wunsch der löblich. Intendanz in Cassel so nemlich: daß die selbe schon am 1t July sie daselbst zu erwarten wünschte bekannt gemacht. In der Hoffnung daß die Intendanz von Weimar keine Hinderniße in den Weg legen wird, welches faßt nicht zu erwarten ist, weil zu eben dieser Zeit die Ferien daselbst eintreten, habe ich die Ehre schon zu erwidern, daß wir alle Anstalten treffen werden, den Wunsch der löblich. Intendanz zu erfüllen. Ich habe deßfalls2 meiner Tochter schon geschrieben und zugleich ein Schreiben an die Intendanz beigefügt, worinn ich (ohne ihren3 Brief zu berieren4, um eine frühere Entlassung angehalten habe. Dagegen ersuche ich aber Eur. Wohlgebohren, daß meine Tochter befohr5 sie in der neuen Oper auftritt, einige schon gespielte Rollen als Debut geben darf. Als z. B. die Mirha im Opferfest6 Anchen im Freischütz und Oberon gl. M.7 – Schlüßlich hänge ich noch im Namen meiner Tochter die Bitte an, daß die löblich. Intendanz so gefällig seyn mögte, ihr 200 Thl. als Vorschuß zu senden, welchen sie dann so gütig seyn wird, ihr nach und nach von der Gage wiederum abzuziehen.
Der ich mit aller Hochachtung die Ehre habe zu seyn
Ew.. Wohlgebohren
./..8
Augsb. d 1t May
23
NS: Sollte ich es wagen dürfen ohne Ew. Wohlg. zu beleidigen, noch die Bitte anzufügen, einstweilen für meine Tochter ein anständiges Logis9 in einem Privathause bei soliden Leuten besorgen zu lassen, so würde ich es mit aller Dankbarkeit erkennen; denn ich wünschte nicht daß sie bei Schauspielern wohnte, indem es nicht überall Leute wie H. u Md. Oels giebt.
Autor(en): | Roland, Anton |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Oels, Karl Ludwig Roland, Sophie |
Erwähnte Kompositionen: | Weber, Carl Maria von : Der Freischütz Weber, Carl Maria von : Oberon Winter, Peter von : Das unterbrochene Opferfest |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | Hoftheater <Kassel> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1823050143 |
Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Roland an Spohr, 23.01.1823.
[1] Auf dem Adressfeld befindet sich links oben der Poststempel „AUGSBURG / 2 MAI 1823“, auf der Rückseite des zusammengefalteten Briefumschlags befinder sich ein weiterer, stark verwischter Poststempel „6MAI1823“.
[2] Hier gestrichen: „schon“.
[3] „ihren“ über gestrichenem „den“ eingefügt.
[4] Sic!
[5] Sic!
[6] Hier gestrichen: „u“.
[7] Abk. f. „gloriosae memoriae“ (lat.) = „ruhmvollen Andenkens“ (Joh[ann] Chrst[ian] Aug[ust] Heyse, Allgemeines verdeutschendes und erklärendes Fremdwörterbuch oder Handbuch zum Verstehen und Vermeiden der in unserer Sprache mehr oder minder gebräuchlichen fremden Ausdrücke, mit Bezeichnung der Aussprache, der Betonung und der Abstammung, 8. Aufll., Bd. 1, Hannover 1838, S. 437 und 456).
[8] Bei dem Zeichen „./..“ handelt es sich um einen freimaurerischen Zusatz zur Unterschrift (vgl. Philippe A. Autexier, Lyra Latomorum. Das erste Freimaurerliederbuch. Masonica über Haydn Mozart Spohr Liszt, pdf-Version nach dem Typoskript im Deutschen Freimaurermuseum Bayreuth, S. 339f. und 348).
[9] Hier gestrichen: „für meine Tochter“.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (27.02.2024).