Autograf: Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Sr. Wohlgebohren
Herrn Kapellmeister Spohr
zu
HessenKassel


Verehrtester!

Nach freundlichem Gruße ein Antrag, den Sie hoffentlich annehmen werden! Ich habe für das hiesige Theater Mehuls nachgelassene Oper, Valentina von Mailand, in drei Akten, bearbeitet. Sie werden den Erfolg des Werks in Paris schon aus öffentlichen Blättern1 kennen und gewiß von seinem Werthe überzeugt seyn. Die gestochene Partitur mit genau und fachgemäs unterlegtem Texte nebst dem Manuscript der Uebersetzung, ist von mir zu 12 Dukaten in Geld zu erhalten. Wenn Sie bedenken, daß der Ladenpreis der Partitur allein 75 Francs beträgt, so werden Sie das höchst billig finden. Bestellen Sie recht bald und Sie sollen bald befriedirgt werden.
Ihnen und den verehrten Ihrigen geht es allen Nachrichten zu Folge in meiner Vaterstadt recht wohl. Sie haben sich dort angekauft und genießen die Schönheiten einer herrlichen Gegend. Glück zu! Wenn es mich so ginge!!!
Wie weit ist denn wohl H. Hauptmann mit unserer Oper2? Ich höre und sehe nichts von ihm. Sie haben eine neue Oper vollendet und bereichern wiederholt die Kunst. Mein neuestes Trauerspiel, das bereits zur Aufführung auf dem Burgtheater in Wien bestimmt war, ist von der Censur plötzlich untersagt worden! Per ardua ad astra3!
Leben Sie wohl und größen Sie freundlich die Ihrigen

von Ihrem ergebensten Freund
Geörg Döring.
(Litt. J. Nr. 253.)

Frankfurt aM
d. 28 April 1823.

Autor(en): Döring, Georg
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Hauptmann, Moritz
Erwähnte Kompositionen: Méhul, Étienne-Nicolas : Valentine de Milan
Erwähnte Orte: Frankfurt am Main
Paris
Erwähnte Institutionen: Stadttheater <Frankfurt am Main>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1823042847

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Döring an Spohr, 01.03.1822. Spohrs Antwortbrief ist derzeit verschollen.

[1] Vgl. z. B. „Paris, den 30. Dezember 1823“, in: Morgenblatt für gebildete Stände (1823), S. 84.

[2] Noch nicht ermittelt.

[3] „Per ardua ad astra“ (lat.) = „Durch Schwierigkeiten zu den Sternen“.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (05.05.2023).