Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Sehr verehrter Herr Kapellmeister!

Ihre herrliche Oper Zemire und Azor habe ich mit Demois. Roland soweit einstudirt, dass sie schon jetzt mit Nutzen allgemeinen Klavierproben würde beiwohnen können – was nun noch hier zu thun ist, z B. größere Genauigkeit in p. fr. und dergleichen Nüancen, möglichste Bestimmtheit in einigen schwierigen Passagen, vorzüglich in der letzten großen Arie, u. a. m. das wird Dem. R. theils durch eigene Uebungen nachholen, theils werde ich bei Wiederholungen darauf Rücksicht nehmen. Einer Ihren gelegentlichen Außerungen zufolge hat Dem. R. die Partie der Zemire genau so gelenrt, wie sie gedruckt ist1, ohne eine Note dazu oder davon zu thun. Ich hoffe, daß Dem. R. noch hier in Weimar ihrer Partie so mächtig werden soll, daß ihretwegen nur wenige Proben in Cassel nöthig seyn sollen. – Wollen Sie nun die Güte haben, eine oder zwei andere Rollen für Dem. R. zu bestimmen, so bitte ich Sie, mir wenigstens die Singstimme mit einfachem Baß gefälligst zu übersenden, weil wir vielleicht die von Ihnen gewählte Oper hier nicht besitzen, oder, wenn das auch ist, mir doch die Partitur, ungeachtet meines Rechts eines freien Gebauchs der Theaterbibliothek, versagt werden könnte, wenn man merken sollte, daß ich sie nicht für mich, sondern für die böse kleine Roland brauche, welche seit ihrer Aufkündigung in großer Ungnade der Direktion ist, sich dafür aber der unwandelbaren Gunst des gerechtern Publikums erfreut, das billig genug ist 1600 Rth. für mehr als 700 Rth. zu halten. – Demois. Roland und die Familie Oels empfehlen sich Ihnen und mit mir dem Hrn. Gen.dir. Feige. Mit Verehrung

Ew. Wohlgeb.
geh. erg. Dr.
AF.Häser.

Weimar 23 Februar
1823.

Autor(en): Häser, August Ferdinand
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Oels, Karl Ludwig
Roland, Sophie
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Zemire und Azor
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Hoftheater <Weimar>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1823022344

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Häser an Spohr, 11.01.1823. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Häser an Spohr, 28.12.1825.

[1] „ist“ über der Zeile eingefügt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (03.04.2023).