Autograf: Staatsbibliothek Berlin Preußischer Kulturbesitz – Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. Mus.ep. Spohr-Correspondenz 1,87
Druck 1: Richard Batka, „Zur Geschichte der ,Melusine‘“, in: Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft (1898), S. 260-267, S. 263f., Anm. 1 (teilweise)
Druck 2: [Ernst Rychnovsky], Beschreibendes Verzeichnis der Autographen-Sammlung Fritz Donebauer in Prag, 2. Aufl., Prag 1900, S. 137 (teilweise)
Druck 3: Ernst Rychnowsky, „Konradin Kreutzer und Ludwig Spohr“, in: Neue Musik-Zeitung 4 (1914), S. 69-72, hier S. 69f.
Beleg 1: Autographen-Sammlung enthaltend Musiker-Briefe und Musik-Manuskripte aus dem Nachlasse des berühmten Komponisten Louis Spohr (1784-1859) nebst Beiträgen aller Art (Fürsten,Staatsmänner, Dichter, Gelehrte, Künstler, etc.) aus dem Besitz eines bekannten Berliner Sammlers. Versteigerung zu Berlin Montag, den 15. und Dienstag, den 16. Oktober 1894 (= Katalog Liepmannssohn), Berlin 1894, S. 54
Beleg 2: Sammlung Fritz Donebauer, Prag. Briefe, Musik-Manuscripte, Portraits zur Geschichte der Musik und des Theaters. Versteigerung vom 6. bis 8. April 1908 (= Katalog Stargardt), Berlin 1908, S. 97
Beleg 3: Georg Kinsky, Versteigerung von Musiker-Autographen aus dem Nachlaß des Herrn Kommerzienrates Wilhelm Heyer in Köln im Geschäftslokal der Firma Karl Ernst Henrici. Montag, den 6 und Dienstag, den 7. Dezember, Bd. 1, Berlin 1926, S. 48 und 100

Sr. Wohlgebohren
dem Herrn Herrn
Louis Spohr
Churfürstl. Hofkapellmeister in
Hessen Cassel.

Mein hochgeehrtester Freund und [College!]1

Herzlich soll es mich freuen, wenn Sie sich mit Ihrer lieben Familie recht wohl befinden, und sich in ihrem neuen Etablissement gemüthlich fühlen. Auch mit geht es, dem Himmel dank, recht nach Wunsche. - Meine neue Oper, Libussa hat hier allgemein gefallen2, solche wurde binnen 4 Wochen schon zum 12ten mal bey vollem Hause gegeben!3 ich fühle mich durch das Gelingen meines ersten Werkes, mit dem ich hier auftrete, recht glücklich, und hege selbst die Hoffnung daß meine folgende nicht minder glücklich seyn sollten. -
Daß es nun in meinem Wunsche liegen muß, meine Libussa auf all die vorzüglichsten Theater zu verpflanzen, das gestehe ich recht gerne, und schon bin ich auch von München, Stuttgart und besonders dem Großherzog von Darmstatt aufgefordert die Partitur einzusenden. - Wollten Sie daher auch mein verehrtester Freund Sorge tragen, daß die Libussa für das4 Churfürstl. Hoftheater acquirirt würde. - Ich denke ein Honorar von 40 # in Golde ist keine übertriebene Forderung, ein gleiches erhalte ich auch von Darmstatt. -
Ich bin hier wirklich in Unterhandlungen mit der Administration des Kärntnerthortheaters – Mit Weigl geht es nun ziemlich bergab – ein Glück für all die jüngern deutschen Componisten! -
Uebrigens finde ich aber dennoch Wien in Vergleich mit den frühern Jahren, groß und zum Nachtheil verändert – ächter Kunstsinn ist hier gar nirgends mehr zu Hause – besonders der hohe Adel ist selbst für Musik ganz todt – es ist keine Spur mehr von einem Lobkowitz, Lychnofsky etc. Der deutsche Theater Componist hat gar ein gefährliches Feld – man will in meiner Libussa zu loben finden „als hätte ich die Mittelstraße getroffen“5 - wenn es wahr ist, so soll es mich freuen. -
Darf ich Sie bitten mein geehrtester, mir bald ein paar Zeilen Antwort zu schreiben; indessen genehmigen Sie die Versicherung meiner Hochachtung und Freundschaft

Ihr ergebenster Freund Con. Kreutzer Kapellm.

Grüßen Sie mir auch Wiele und Haseman.

[Beherzigen Sie auch beykommenden Preiscourant der Fa. Goll, meines Protegé. - Diese Claviere werden eine große Sensation machen, sie übertreffen die besten Wiener weit – und dürfen sich im Ton mit den Englischen messen.
Haben Sie auch die Güte beyliegendes Schreiben nach Gotha retour zu senden.]6



Aus Kreutzers Angabe „Meine neue Oper, Libussa hat hier allgemein gefallen, solche wurde binnen 4 Wochen schon zum 12ten mal bey vollem Hause gegeben!“ und dem Uraufführungsdatum der Libussa, dem 04.12.1822 (vgl. „Nachricht, die Oper Libussa betreffend“, in: Allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Berücksichtigung auf den österreichischen Kaiserstaat 7 (1823), S. 5), ergibt sich ein Entstehungsdatum des Briefs von Anfang Januar 1823.
Der nächste Brief dieser Korrespondenz ist Kreutzer an Spohr, 06.09.1823.

[1] Textverlust; Ergänzung nach den Anreden in den weiteren Briefen Kreutzers an Spohr.

[2] Vgl. „K.K. Theater nächst dem Kärnthner-Thore“, in: Allgemeine musikalische Zeitung mit besonderer Berücksichtigung auf den österreichischen Kaiserstaat 6 (1822), Sp. 789ff., 803-808 und 811-814.

[3] Zur Aufführung am 02.01.1823 vgl. „Tagebuch der Wiener Bühnen“, in: Allgemeine Theaterzeitung <Wien> 16 (1823), S. 19; zur Aufführung am 16.02.1823 vgl. dass., in: ebd., S. 91.

[4] Hier ein Wort gestrichen.

[5] Noch nicht ermittelt.

[6] Über sowie links und rechts neben der Adresse eingefügt, also offensichtlich auf dem zusammengefalteten Briefumschlag.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (23.04.2019).