Anton Roland an Louis Spohr in Kassel

S^r Wohlgebohren
Dem
Herrn Louis Spohr.
Kapell-Direktor der Kurfürstl.
Hof-Kapelle
in
Hess. Cassel.¹


Euer Wohlgebohren

habe ich hiermit die Ehre zu berichten, daß ich gleich nach Empfang Ihres letzten Schreibens meine Tochter mit meinem Wunsche: die kontraktliche Verbindung zwischen ihr und der löblich. Intendanz in Cassel abzuschließen bekannt gemacht habe. Ich zweifle keines Weges daß sie meinem Wunsche nicht entsprechen wird, obwohl sie mir in ihrem lezten sagten, daß ihre kindliche Liebe mir ein großes Opfer brächte, wenn sie ihr gegenwartiges Engagement, in Weimar wo sie mit so vieler Liebe und Achtung behandelt wird, gegen ein anderwärtiges vertauschen müße, wo sie erst zu erwarten habe, ob sie sie auch da² derselben Theilnahme und freundschaftlichen Behandlung erfreuen dürfe. Im Vertrauen auf Ihre gütigen früheren Aeußerungen hinsichtlich der Behandlung und Aufnahme meiner Tochter, gab ich ihr alle Hoffnung hierzu, und glaube³ dadurch ihr⁴ ängstliches Besorgniß verbannt zu haben. Ich hoffe daher in ihrem nächsten Schreiben, die Übereinstimmung ihres Wunsches mit dem meinigen zu erhalten, worüber ich mich sehr freuen würde, in dem ich mir schmeichle durch diesen Tausch ihr hoffnungsvolles Talent auf eine glänzendere Bahn gebracht zu haben. Sollte ich mir noch schmeichlen⁵ dürfe, daß meine Tochter sich Ihrer gütigen Obsorge, Schutz und Theilnahme zu erfreuen habe, so wäre auch mir und meiner Frau geheime Sorge dadurch gänzlich gehoben; den die bekannte realität Ihres vortrefflichen Charakters ist in der soliden Welt anerkannt, und jedes Mitglied darf daher Stolz seyn, sich Ihrer freundschaftlichen Theilnahme rühmen zu dürfen. In der angenehmen Hoffnung, die Erfüllung dieser Bitte entgegen sehen zu dürfen bin ich mit aller Hochachtung

Euer Wohlgebohren
ergebenster D.⁶ A. Roland ^./..⁷

Augsb. d 2^t Jan.
23.