Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Verehrtester Freund!

H. Kapellmeister Strauss hat Ihnen mit diesem Briefe eine Oper von seiner Composition übersendet, mit der Bitte, Sie mögten selbe in Kassel aufführen.1 Ich habe nur die Ouverture und das erste Finale am Klavier gehört, und mir schienen beyde sehr gute Musikstüke zu seyn. Es läßt sich allerdings von dem Talente des H. K. Strauss Etwas Tüchtiges erwarten. Ich vereinige daher meine Bitte mit der seinigen, daß Sie da es doch gewiß nur von Ihnen abhängt, die Oper in Kassel zur Aufführung bringen mögten. H. K. Strauss könnte wenn die Oper bei Ihnen gegeben wird, selbst nach Kassel, und freut sich unendlich Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen, um so mehr, da er, wie nicht anderst2 möglich,3 ein ausserordentlicher Verehrer Ihrer schönen und herrlichen Werken ist.
Ich bin überzeugt, daß Sie meine Bitte gütig aufnehmen, und sollen, wenn es4 in Ihren Kräften steht, gütigst gewähren werden. Ich freue mich jedesmal ungemein, wenn ich Gelegenheit habe, mich schriftlich mit Ihnen zu unterhalten, denn meine Achtung und Verehrung für Sie wird nie aufhören, sie kann sich nur immer vermehren, wenn ich ein neues Werk Ihres fruchtbaren Genius kennen lerne. Was sind Sie für ein Mann! In jedem Fach5 leisten Sie groses. Nehmen Sie das Gesagte ja nicht für niedrige Schmeicheley, sondern für einen reine HerzensErgiesung, zu der die Bekanntschaft Ihrer herrlichen Werke mich veranlaßt. Da Sie mir beim Durchgehen schon so sehr gefällt, so6 hege ich nur den Wunsch, sie recht bald zu hören.
Mit dem Schlusse meines Briefes komme7 auch ich mit einer Bitte angestiegen; ich mache dießes Jahr spätestens im November, aufgemuntert durch mehrere Künstler von Frankfurt und München, eine Reiße nach beyden Städten, da ich schon viele Empfehlungen zu dießen Zweke besas, so wäre es mein sehnlichster Wunsch, noch von Ihnen, an dortige Personen Einige Adressen zu erhalten, die für mich in jedem Fall sehr wichtig sind. Wenn Sie meine Bitte gewähren, so haben Sie wohl die Güte, mir die Briefe bald zu schiken.
Mit dem frommen Wunsche, daß der liebe Gott Sie und die Ihrigen, denen ich meine Achtung bezeuge, noch recht lange gesund und zufrieden erhalten möge, schließe ich mein Schreiben, und hoffe, daß Sie recht bald mit Ihrer Antwort beglüken werden

Ihren ergebensten Frey. Konzertmeister.

Mannheim d 3ten August
1822

Autor(en): Frey, Michael
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Strauß, Joseph
Erwähnte Kompositionen: Strauß, Joseph : Die Hütte am Inn
Erwähnte Orte: Frankfurt am Main
München
Erwähnte Institutionen: Hofkapelle <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1822080340

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Frey an Spohr, 07.02.1822. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Frey an Spohr, 02.01.1823.

[1] Joseph Strauß an Spohr, 06.08.1822, dem dieser Brief offensichtlich beilag.

[2] Sic!

[3] Hier gestrichen: „einen“.

[4] Hier gestrichen: „I“.

[5] „Fach“ über der Zeile eingefügt.

[6] Hier gestrichen: „hat“.

[7] „komme“ über der Zeile eingefügt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (24.02.2022).