Nicolaus Baldenecker an Louis Spohr in Kassel

Liebster Herr Kapellmeister,

Seit dem ich das Vergnügen hatte Sie als Meschen u als Künstler kennen zu lernen war es immer mein Wunsch mit Ihnen an einem Institut zu arbeiten ich habe mich daher unausgesetzt bemüth mich zu einem recht brauchbaren Musiker zu machen damit ich auf eine Stelle unter Ihnen anspruch machen könnte da ich Sie nun in Kassel bleiben weiß so bin ich überzeugt werden Sie ihr Orchester bald zu einem der bedeutensten erheben sollten Sie nun noch einen Vieljährig Routinirten Violinisten u einen Fleißigen wie ich mir schmeicheln darf mit den gehörigen Eigenschaften versehenen Chor-Director brauchen so versagen Sie mir Ihr zutrauen nicht, auch zum Rollen einstudiren können Sie mich brauchen indem ich auch darinn die jehrige übung habe ich hoffe Sie gewiß ebenso zufrieden zufrieden zu stellen wie ich hier das publikum sowohl als die Direction vergnügte, wenn ich hier meinen posten zu verlassen wünsche geschieht es nur eine dauernde anstellung zu finden u auch weil der Dienst hier gar zu stark ist wodurch ich abgehalten bin der erziehung meiner Kinder so obliegen wie es meine pflicht erscheint ich habe nämlich die ehre gehabt H. General-Director Feige über diesen Gegenstand zu sprechen welcher mich aufmunterte an Sie zu schreiben, können Sie nun lieber Herr Kappelmeister mir bey Ihrem¹ Hoff-Theater ein anstellung wie ich Sie hier habe verlassen so werde ich seit² lebens Ihr Schuldner bleiben Glauben Sie mir einem³ im Theatralischen wirkungskreis erfahrenen Mann können Sie nicht leicht finden.,⁴ indem ich mich zu diensten angeboten hoffe ich von Ihnen das dieser brief in keine andere hände als in derjenigen die zu meiner allenfalsigen anstellung mitwirken können⁵ kommen wird. Darf ich mich noch Ihres wohlwollens wie hier erfreun so sehe ich einer baldigen erfreulichen Nachricht entgegen mit aller Achtung Ihr Ergebenster

Ni. Baldenecker
Chor-Director

Ich bitte mich Ihrer Frau Gemahlin u H. General-Director Feige bestens zu empfehlen auch Haßemann meinen besten Gruß.

Frankfurt den 7^ten juli
1822