Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 116ff.

Cassel den 14ten Juni
22.

Geliebter Freund,

Beykommend erhalten Sie das Manuscript der neuen Quartetten, von mir und andern wiederholt durchgesehen, daher gewiß correkt. Lassen Sie nur darauf, bitte ich, eine recht sorgfältige Correktur machen. Ich hätte Ihnen noch etwas neues beygelegt, allein ich habe die Sachen nur einmal und entbehre sie nicht gern lange; mögte sie daher erst in dem Augenblick überschicken, wenn sie in Arbeit kommen. Auch mögte ich von Ihnen erst wissen, welches der 3 Manuscripte, die ich zum Stich bestimmt habe, Sie zuerst zu haben wünschen. Es sind dieß: 1.) die Variationen über Irrländische Nationalmelodien, 2.) das Soloquartett in H Moll1 und 3.) mein bisheriges Paradepferd das Concert in A Dur.
Das Potpourri und das Clarinettconcert sind beyde schön gestochen. Auf dem Titel des lezten sind aber 2 Fehler. Es muß heißen Second Concerto und nicht Seconde, eben so compo und nicht sée. Sie bes[chäftigen] in Ihrer Person einen ziemlich nachläßigen Titel-Correktor! - So steht das Piano-Quintett in seinen 2 erschienenen Gestalten als 2 verschie[dene] Werke, 52. und 532 in Ihrem C[a]talogue angezeigt, was jedermann g[lau]ben machen muß, es seyn wirklich 2 verschiene Compositionen. - Nun ist daher auf das Clarinettconcert Ou[evre] 57. gekommen und im Catalogue steht 53. - Ich weiß daher nun nicht, soll ich die neuen Quartetten 57. [oder] 58. bezeichnen.
Meinen Brief, ganz vollgepropft mit Bitten, werden Sie erhalten haben. Ich sehe Ihren gefälligen Nachrichten entgegen, ob alles sich hat, wie ich es gewünscht habe, in’s Werk setzen lassen.
Meine Frau läßt sich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin angelegentlichst empfehlen.
Mit wahrer Freundschaft stets

der Ihrige
Louis Spohr.

NS. So eben fällt mir noch eine Ihrer Correktur-Sünden ein. Auf dem Titel zu den Stimmen der Messe steht, fünf Singstimmen statt Solostimmen! Zum Glück steht es auf der Partitur richtig.3


Trois Quattuors
pour
deux Violons, Alto et
Violoncelle
composés et dédiés
a son Ami
Guillaume Speyer
à Offenbach
par
Louis Spohr.
Ouevre 58.



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Peters, 03.06.1822. Peters beantwortete diesen und den vorhergehenden Brief am 20.06.1822.

[1] Op. 61.

[2] Hier gestrichen: „wogeg”(?).

[3] Auf der nächsten, von Spohr freigelassenen Seite befindet sich der Empfangs- und Antwortvermerk des Verlags: „14 Jun. / 20 _ / 20 _ / Cassel / Spohr”. Der folgende Entwurf für das Titelblatt zu Spohrs Streichquartetten op. 58 befindet sich auf einem separaten Blatt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (12.12.2016).