Autograf: Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Sr
Wohlgebohren
Herrn Kapellmeister Spohr
in
Cassel

frey1


Erfurt den 1ten Juni 1822.

Wohlgebohrner,
Hochgeehrtester Herr Kapellmeister!

Bei meiner kleinen Besuchreise die ich, hieher gemacht, habe ich zufällig vernommen, das Ew. Wohlgeb. für das dortige Orchester unter andern zwei brauchbare Hautboisten suchen. Wenn ich nun mit Gegenwärtigen so frei bin, Ihnen in dieser Hinsicht meinen besten Dienste anzubieten; so geschieht dies aus dem zweifachen Grunde: weil ich seit meinen fünfzehnten Jahre in Rudolstadt (wo mein guter Vater, der dortige Concertmeister Eberwein, Ihnen nicht unbekannt seyn wird), in dortiger Kapelle diene, und daher nun schon zehn Jahre in meinen Fache mit den möglichsten Fleisse gearbeitet habe, aber freilich mit einen so schmalen Gehalt, daß der Wunsch nach Verbesserung gewiß sehr natürlich ist; und weil ich ferner es mir zur besondern Ehre und Vergnügen rechnen würde, unter Ihrer rühmlichst bekannten Leitung zu stehen.
Ich würde erforderlichenfalls recht gern bereit seyn, mich zu einer Probe dort einzufinden, da die gerade iezt in Rudolstadt eingetretenen Ferien mir es sehr gut gestatten. Sollten indessen jene Stellen bereits besezt seyn, und Sie nicht auf mich reflektiren können, so habe ich nur die inständige Bitte an Sie, diesem meinen Gesuch weder münchlich noch schriftlich von jemand Erwähnung zu thun, weil mir dies auf jeden Fall in meinen bestehenden Verhältnissen sehr nachtheilig werden könnte. Denn da ich, ausser der Gehaltsverbesserung, durch aus keine Ursache habe, mich in Rudolstadt über irgend etwas zu beschweren, und da man mein kleines Verdienst gern anerkennt, so möchte ich selbst keine Veranlassung zur Unzufriedenheit und zu schiefen Deutungen geben.
Sie werden mir also diese ergebenste Bitte nicht verargen, mich bald möglichst mit einer gefälligen Nachricht erfreuen, (die Sie beliebigs hieher unter nachstehender Addrese2 abrichten wollen) und die Versicherung der hohen Achtung und Verehrung genehmigen, womit ich die Ehre habe zu seyn,

Ew Wohlgebohren
gehorsamster Diener
Friedrich Eberwein
Camermusicus

Addrese Gasthaus zum Kronprinz
in Erfurt.

Autor(en): Eberwein, Friedrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Hofkapelle <Kassel>
Hofkapelle <Sondershausen>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1822060145

Spohr



Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Eberwein an Spohr, 24.03.1829.

[1] Auf dem zusammengefalteten Briefumschlag befindet sich auf der Rückseite der Poststempel „ERFURT / 1. JUNI.“

[2] Sic!

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (23.03.2023).