Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Wohlgeborner Herr,
Hochgeehrtester Herr Capellmeister!

Als Ew. Wohlgeb. vor einiger Zeit hier durchreisten, und ich die Ehre hatte, demselben meine Aufwartung zu machen, waren Sie so gütig mir einige Hoffnung zu machen, mich in Ihre Schule aufzunehmen. Da ich nunmehro meiner völligen Gesundheit wieder entgegen sehe1, so wünsche ich nichts sehnlicher, als das Glück zu haben, Ihren trefflichen Unterricht genießen zu können: Ich nehme mir daher die Freiheit, Sie nochmals recht inständigst um die Erfüllung meines Wunsches zu bitten. Sie würden dadurch nicht allein mein Glück befördern; sondern mich auch in den Stand setzen, meine reichen Talente zur Musik, unter Ihrer Leitung mehr ausbilden zu können, wofür ich Ihnen lebenslänglich dankbar seyn werde. Ubrigens2 seyn Sie versichert, daß Sie Ihre Gunst keinen Unwürdigen schenken werden, der sie nicht zu schätzen wüßte, und daß Ihre Mühe nicht vergeblich bey mir angewandt seyn wird. Sollte ich so glücklich sein, meinen Wunsch erfüllt zu sehen, so würde mir dadurch die größte Freude widerfahren; deran ich theilhaftig werden kann; ich werde aber auch nie vergessen; in Ihnen meinen größten Wohlthäter und besten Gönner zu verehren und mich stets bemühen, das Zutrauen, welches Sie mir schenken werden, würdig zu machen. Indessen verbleibe ich mit der größten Hochachtung und Ehrfurcht

Ihr
gehorsamster Diener
Friedrich Nohr.

Gotha,
den 19ten April,
1822.

Autor(en): Nohr, Friedrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1822041940

Spohr



Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Nohr an Spohr, 07.01.1836.

[1] Vgl. „Nach Genesung von einem durch den Militärdienst veranlaßten lebensgefählichen Brustleiden begab sich N. auf den Rath von Spohr zu dessen Schüler, Concertm. Grund nach Meiningen. Dessen Unterricht […] förderten ihn wesentlich in seinem Streben nach höheren Zielen der Kunst. Nach seiner Rückkehr […] wurde [er] bei der Gotha’schen Capelle angestellt. Demnächst begab sich NOhr auf 5 Monate nach Kassel und genoß daselbst den Unterricht Spohrs und Hauptmanns“ ([Friedrich Konrad] Müller von der Werra, „Friedrich Nohr (Nekrolog)“, in: Neue Zeitschrift für Musik 72 (1876), S. 19 und 30, hier S. 19).

[2] Sic!

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (18.02.2022).