Autograf: Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287[Humann:2
Wohlgeborner Herr
Insonders Hochzuverehrender Herr Kapellmeister.
Ew Wohlgeboren geehrtes Schreiben vom 7ten dieses ist richtig bei mir eingegangen, u es hat bey mir diejenigen Empfindungen erregt die ein im Sumpfe wadender, dem sich in der Ferne eine solche Rettungsstelle zeigt fühlen muß.
Meine Lust unter Ew Wohlgeboren Direktion kommen zu wollen ist völlig entschieden auch habe ich selbige in meinem Schreiben welches H. Hauptmann zur Ubergabe an dieselben gütigst übernommen an den Tag zu legen gewagt, Ew Wohlgeboren können der aufrichtigen Versicherung Glauben schenken daß ich die Freude, in Ew Wohlgeboren Nähe, und unter dero Direktion mich versetzt zu sehen, jede andere Rücksicht nachsetzen würde, wenn es die Sorge für Weib u ein Kind nicht anders geböte.
Ew Wohlgeboren gütigen Aufforderung zufolge, bin ich so frey denenselben meine Anforderungen, wie sie meinen Verhältnißen u Bedürfnißen angemeßen sind anzuzeigen.
Zuvörderst müßte ich um die Zusicherung bitten daß mein Engagement für die ganze Dauer meines Lebens ohne irgend eine Einschränkung gelte.
Zweitens, 600 Rth jährlichen Gehalt bis zu welcher Summe sich mein hiesiges Einkommen, als Gage, Informationen1, u. Zinßen von einigen Kapitalien meiner Frau verfügt(???) manchmal zwar etwas weniger aber auch mehr. Doch ist davon wenigstens ein Theil unsicher, ich würde daher wenn die Lebens bedürfniße in Caßel nicht viel theurer wären als hier, mich wohl auch mit 500 Rth begnügen, besonders wenn der Dienst nicht so überhäuft, u. es Gelegenheit gäbe noch etwas nebenbei zu erwerben.
Da Ew Wohlgeboren geehrtes Schreiben mich schon auf die erste Fagottstelle hinweißt so hätte ich nur noch zu meiner völligen Zufriedenstellung die Zusicherung einer Pension für meine Frau, für mich zu erbitten. Ubrigens erlauben meine häußlichen Verhältniße den Abgang von hier jede Stunde, das einzige Hinderniß, welches mein Eintreffen in etwas entgegen seyn könnte, wäre meine Entlaßung von hier, wie lange damit gewöhnlich gezögert wird kann ich nicht genau angeben, ich glaube wenigstens 3 bis 4 Wochen, indeßen verspreche ich Ew Wohlgeboren alles anzuwenden was meine Abreise beschleunigen kann.
Indem ich mich der angenehmen Hoffnung hingebe daß Ew Wohlgeboren mich mit einer geneigten Antwort beehren werde verharre ich mit allergrößter Hochachtung
Ew Wohlgeboren
ergebenster Diener
Adolph Human.
Dreßden den 13ten Apprill
1822.
Autor(en): | Humann, Adolph |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Hauptmann, Moritz Humann (Ehefrau von Adolph Humann) |
Erwähnte Kompositionen: | |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | Hofkapelle <Kassel> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1822041343 |
Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Spohr an Humann, 07.04.1822, dessen Postweg sich mit Humann an Spohr, 08.04.1822 überschnitt. Spohrs Antwortbrief ist derzeit ebenfalls verschollen.
[1] Hier wohl: Unterricht.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.10.2023).