Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

An
Sr Wohlgebor. dem Herrn
Capelleister Spohr
in
Cassel

frey


Wohlgeborner Herr
Hochzuverehrtender Herr Capellmeister!

Zwey von meinen Söhnen welche in Meiningen Cammermusici sind, hatten in vergangenem Sommer Gelegenheit bey dem Caßler Orchester angestellt zu werden, und zwar mit einem Gebote für den Älteren, von 450 f und für den Zweiten 300 f jährlich, aber weil sie doch dort eben so gut stehen, und wegen der Wohlfeilheit noch beßer, so hatten sie hierzu keine Neigung: Indessen lies sich doch der Älteste1 (Violincellist) mit dem Herrn Generaldirector Feige in Correspondenz ein, und reisete auf deßen Verlangen nach Cassel, producirt sich, gefällt und erhält für seine ganze Lebenszeit ein vortheilhaftes engagement; wie er aber nach Meiningen zurückkommt und seine Pension fordert, wollen Sie ihm nicht faren laßen, da nun hierdurch nicht allein sein Gehalt vergrößert werde, sondern auch seine Frau2 mit einem ansehlichen Gehalte zur Hofsängerinn ernannt worden, so ist er geblieben, und hat das Caßler engegement wieder gekündigt.
So eben schreibt mir nun mein zweiter Sohn3 (Violinist) folgendes.
Da jetzt der Herr Capellm. Spohr in Cassel ist, und gehört habe da´man dort noch mehrere Violinisten verlange, so wünschte ich nunmehr3 unter deßen vortrefflicher Direction in Cassel bey dem dortigen Orchester angestellt zu werden, ich bitte Sie daher mich dem Herrn Capellmeister vorzuschlagen; ich müßte mich aber jedoch auf jeden Fall verbeßern, indem es in Cassel weit theurer ist als hier. Da ich nun ebenfals meinem Sohn dieses zu seiner ferneren Ausbildung wünschte, so ersuche ich Eur. Wohlgeb. hierdurch ganz gehorsamst auf diesen gütigst zu reflektiren. Er spielt übrigens gut das zwar mit vieler Kraft: Besonders [trägt]5 er von Ew. Wohlgeb. Concerten sehr artig vor, und ist überhaupt von Ew. Wohlgebohr. vortrefflichen Compositionen sehr eingenommen. Ostern geht wieder einer von meinen Söhnen weg6 nach Hanover, welcher ein vortrefflicher Fortepianist7 ist, und bey dem dortigen Theater als Violinist angestellt worden.
Nun bleiben mir noch von meinen 7 Söhnen 38, wovon der Älteste von 16 Jahren auch bereits sehr artig Violoncell spielt und im Orchester sehr gut zu gebrauchen ist9, er hat auch eine angenehme Tenorstimme: Sollte es itz oder in der Folge mal an ein solches Subject mangeln so ersuche ich ebenfalls auf diesen gütigst zu reflectiren, er hat zwar ebenfalls Außsichten nach Hannover, üch wünschte ihn doch lieber in Cassel, weil er dort Gelegenheit hat mehr zu lernen.
Damit ich meinem Sohn beweisen kann, daß ich an Ew. Wohlgeb. geschrieben, so nehme ich mich die Freiheit Ew. Wohlgeb. gehorsamst zu bitten, mit gütigst doch hieraus eine kleine Antwort zu ertheilen, in dieser Hoffnung bin mit besonderer Hochachtung

Ew. Wohlgebohr.
ganz ergebener Diener
C. Knop.
Musiklehrer

Goettingen d 28t März
1822

Autor(en): Knop, Conrad
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Feige, Karl
Knoop (Hannover)
Knoop, Georg
Knoop, Louise
Knoop, Wilhelm
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Hofkapelle <Hannover>
Hofkapelle <Kassel>
Hofkapelle <Meiningen>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1822032844

Spohr



[1] Georg Knoop.

[2] Louise Knoop.

[3] Wilhelm Knoop.

[4] „nunmehr“ über der Zeile eingefügt.

[5] Textverlust durch Siegelausriss.

[6] „weg“ über der Zeile eingefügt.

[7] Möglicherweise als Konzertpartner von Georg und Wilhelm genannt in: „Göttingen. Concerte reisender Tonkünstler im Jahr 1820“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 23 (1821), Sp. 92ff., hier Sp. 93. Dort heißt es auch: „Der Vater hat von den sieben Söhnen schon fünf zu brauchbaren Musikern mit vielem Fleiße ausgebildet“.

[8] Bei dem vierten im Brief nicht erwähnten Sohn dürfte es sich um den späteren Baseler Verleger Ernst Knop handeln.

[9] Noch nicht ermittelt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (21.06.2021).