Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Hochgeehrtester Herr Kapellmeister!
Seit Ihrem Abgang von Frankfurt schien es alswenn mir kein Glück mehr blühen sollte! Ein Unglück folgte dem Andern auf dem Fuße nach; Alles scheint sich zu vereinigen meinen langjährigen Fleiß, den ich auf meine Kunst verwandte, nur dem Schulmeistern brauchen zu müssen.
Sie können Sich denken, wie groß meine Freude war, als mir von Cassel aus der Capelle Anerbieten gemacht wurde und im lauten Jubel vernehme ich, daß mein edler und grosser Spohr mein Kapellmeister ist. Nichts bleibt mir nun zu wünschen übrig, als daß Sie mit meiner Leistung zufrieden seyn mögen, indem ich Sie versichere, daß allg. Widerwärtigkeiten, welche ich hier erduldet nicht im Stande waren, meinem Fleisse Einhalt zu thun; im Gegentheil, unaufhörlich verfolgte ich das mir vorgestellte Ziel und ich darf es ohne Eigenliebe sagen, daß meine Fortschritte, welche ich als Violoncellist gemacht habe, bedeutend sind. Ich ersuche Sie nun, der hochlöbl. OberIntendanz gefälligst mitzutheilen, daß man mir den verlangten Vorschuß nebst Reisegeld bis zu dem 15ten Febr. nebst meinem Decret hierherschicken möge, indem ich alsdann unverzüglich meine Angelegenheiten ordnen, und ohne Weiteres von hier abreisen werde, denn ich habe nicht die mindeste schrifliche noch mündliche Bedingung mit der Direktion eingegangen, ob sie mir gleich bedeutende Zulagen geboten hat. Auch von Stuttgardt ist mir neuerdings eine Anstellung angeboten worden, allein ich habe es zurückgewiesen, weil ich vorziehe unter Ihrer Leitung zu dienen.
Nun noch eine Bitte. Sorgen Sie doch dafür, daß die hochlöbl. OberIntendanz ein, zum Solospiel taugliches Violoncell anschaffe; denn, ob ich mich gleich seit 10 Jahren ganz arm an den Violoncell gebracht habe, so besitze ich zwar für die Begleitung zwei gute Instrumente, aber ein wahres ächtes und ganz zum Konzertspiel eingerichtetes Instrument besitze ich noch nicht. Im Notfall kann ich aber, wie Sie wissen, auf jedem Instrumente spielen.
H. Gollmick Vater1 und Sohn2 grüssen Sie und Ihre werthe Familie herzlich und freuen sich unbeschreiblich daß der rechte Mann an diesen Ort gekommen ist.
Mit ausgezeichneter Hochachtung nenne ich mich,
Ihren
ergebensten Dienster
Hasemann.
Frankfurt a/m den 29ten Jan.
1822.
Autor(en): | Hasemann, Nicolaus |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Gollmick, Carl Gollmick, Carl Friedrich |
Erwähnte Kompositionen: | |
Erwähnte Orte: | Frankfurt am Main |
Erwähnte Institutionen: | Hofkapelle <Kassel> Hofkapelle <Stuttgart> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1822012944 |
Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Hasemann an Spohr, 31.03.1822.
[1] Carl Friedrich Gollmick.
[2] Carl Gollmick.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (04.11.2021).