Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 102f.

Herrn C. F. Peters
(Bureau de Musique)
Leipzig.

franco.1


Gandersheim am 21sten
September 21.

Geliebter Freund,

Ich bin Ihnen sehr verbunden daß Sie mir Gelegenheit geben, einige Verstöße gegen richtige Deklamation, noch vor dem Druck meiner Messe, abändern zu können. Sie sind bey mir wohl zu entschuldigen da ich mein Latein seit den Schuljahren nicht wieder geübt und nun wohl größtentheils verschwizt habe. Wollen Sie es nun auf beyfolgende Weise gefälligst2 in meiner Partitur oder doch wenigstens in den ausgeschriebenen Stimmen abändern lassen. Ich freue mich sehr darauf die Messe in Leipzig zu hören und bin dem Verein für die Bereitwilligkeit, sie einzustudiren, sehr verbunden.3
Meiner Rechnung nach werde ich den 20sten Oktober in Leipzig eintre[ffen] und bis Ende des Monaths dort verweilen. Wollen Sie die Güte haben vorläufig einen Tag zum Concerte zu belegen, so werden Sie mich sehr verbinden.4
Dem Herrn Prof. Wendt bitte ich mich zu empfehlen und ihm zu sagen, daß ich seinem Wunsche gern entsprechen werde. Ich habe in dem Augenblick die Partitur vom Faust an einen guten Freund verliehe[n.] Binnen 8 Tagen werde ich sie aber wieder erhalten und dann gleich an Herrn Professor Wendt überschicken, damit er selbst das, was er für die Aufführung tauglich findet, abschreiben lassen kann.5
Es würde mir lieb seyn, wenn in dem Concerte, welches während meiner Anwesenheit stattfinden wird, etwas daraus gemacht würde, z.B. das 2te Finale.
Auf baldiges Wiedersehn! Mit herzlicher Freundschaft

der Ihrige
Louis Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Peters
Peters, Carl Friedrich
Erwähnte Personen: Wendt, Amadeus
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Faust
Spohr, Louis : Messen, op. 54
Erwähnte Orte: Leipzig
Erwähnte Institutionen: Gewandhaus <Leipzig>
Singakademie <Leipzig>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1821092120

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Peters, 02.08.1821. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Peters, 12.10.1821.

[1] Über dem Adressfeld befindet sich von anderer Hand der Eingangsvermerk des Verlags: „1821 / 21 Sept / / Gandersheim / Spohr“.

[2] Gestrichen: „auf“.

[3] Die Leipziger Singakademie plante, die Messe im Beisein Spohrs aufzuführen, der auf dem Weg nach Dresden in Leipzig Station machte, um ein Konzert zu geben (s.u.). Eine Probe in Gegenwart des Komponisten fiel indes so schlecht aus, dass Spohr das Werk zunächst für unaufführbar hielt (vgl. Louis Spohr, Lebenserinnerungen, hrsg. v. Folker Göthel, Tutzing 1968, Bd. 2, S. 122, Text mit fehlerhafter Paginierung auch online; Louis Spohr’s Selbstbiographie, Bd. 2, Kassel und Göttingen 1861, S. 147).

[4] Das Konzert fand am 22.10.1821 statt (vgl. „Leipzig, im Nov.”, in: Morgenblatt für gebildete Stände 15 (1821), 1224, 1227f. und 1232, hier S. 1232).

[5] In dem erwähnten Konzert Spohr im Leipziger Gewandhaus wurde auch die Ouvertüre zu seiner Oper Faust aufgeführt (vgl. Bert Hagels, Konzerte in Leipzig 1779/80 – 1847/48, Berlin 2009, Anhang (Pdf-Datei auf CDRom), S. 704). In den weiteren Gewandhaus-Konzerten des Jahres 1821 standen dann noch mehrmals Szenen aus dieser Oper auf dem Programm: am 29.11.1821 Szene und Arie „Die stille Nacht entweicht” (ebd., S. 707), 06.12.1821 Finale des ersten Akts (ebd.), 10.01.1822 Große Szene, Sextett und Chor „Lange mögen die Theuren leben” aus dem zweiten Akt (ebd., S. 709), 24.04.1822 und 28.04.1822 dass. (ebd., S. 715f.), 27.02.1823 dass. (ebd., S. 728), 30.10.1823 „Die stille Nacht entweicht” (ebd., S. 736) u.ö.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (21.11.2016).