Autograf: Stadtarchiv Braunschweig (D-BSsta), Sign. H VIII A 4749
Druck: Autographen. Auktion am 16. und 17. März 1995 (= Katalog Stargardt 659), Berlin 1995, S. 304 (teilweise)
Herrn
Herrn Fesca
Wohlgeb.
wohnhaft am Fürstenwall bey
Herrn Dr. Niemeyer in
Magdeburg.
franco.
Gandersheim den 15ten September
1821.
Geehrter Freund
Die von mir voriges Jahr projektirte Reise über Magdeburg nach Leipzig, an der ich durch veränderten Reiseplan gehindert wurde, werde ich nun dieses Jahr gewiß machen und es wird1 mir daher die Freude zu Theil werden Sie wiederzusehn und nach langer, langer Zeit einmal wieder Musik mit Ihnen zu machen. Da ich mit meiner ganzen Familie reisen werde (um mich in Dresden zu fixiren,) so liegt mir daran mich allenthalben nur möglichst kurz aufzuhalten; ich bin daher so frey mich mit der ergebensten Bitte an Sie zu wenden, daß Sie die Güte haben wollen im Voraus einen Tag zu einem Concerte zu belegen und eine öffentliche Ankündigung davon gütigst zu besorgen. Wir werden den 4ten Oktober Abends, spätestens den 5ten Mittags in Magdeburg eintreffen und es wäre mir daher am gelegentsten, wenn das Concert zwischen dem 7ten und 10ten stattfinden könnte, weil ich dann die Zeit haben würde, die zum Concert nöthigen Arrangements zu treffen. Den 2ten Oktober werde ich Concert in Braunschweig geben; Sie würden mich daher sehr verbinden, wenn Sie die Güte hätten, mir dorthin, unter Adresse meines Bruders des Kammerbaumeisters Spohr einige Zeilen Antwort zukommen zu lassen.
Schließlich bitte ich Sie noch mich meinen dortigen Bekannten, dem Herrn Schwager(???)2, der kaiserschen Familie3 p.p. so wie den, bey der dortigen Musikparti versammelten Künstlern meiner Bekanntschaft, Schneider, Probst p.p bestens zu empfehlen.
Mit vorzüglicher Achtung und Freundschaft ganz
der Ihrige
Louis Spohr.
NS. Herzlich habe ich mich gefreut, daß Ihr Bruder, der bey meiner lezten Anwesenheit4 in Karlsruhe so gefährlich krank5 war6, daß seine Freunde und selbst der Arzt an seinem Aufkommen verzweifelte, nun wieder völlig hergestellt sey. Der Himmel gebe, daß kein Rückfall komme und er zu seiner und deutscher Kunst Ehre noch recht lange fortarbeiten könne!
Autor(en): | Spohr, Louis |
Adressat(en): | Fesca, Carl August |
Erwähnte Personen: | Fesca, Friedrich Ernst Probst, Carl (Dessau) Schneider, Friedrich |
Erwähnte Kompositionen: | |
Erwähnte Orte: | Dresden Karlsruhe Leipzig Magdeburg |
Erwähnte Institutionen: | |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1821091519 |
Der nächste erschlossene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Fesca, vermutlich 23.02.1823.
Der Adressat ist im Druck nur mit „an einen Bruder des Violinisten und Komponisten Friedrich Ernst Fesca in Magdeburg“ angegeben. Die Identifikation mit Carl August Fesca erfolgt hier, da dieser Bruder zu dieser Zeit in Magdeburg lebte, ein weiterer Bruder Franz zwar vermutlich später in Magdeburg ansässig war, sich zu dieser Zeit jedoch in London aufhielt (vgl. Markus Frei-Hauenschild, Friedrich Ernst Fesca (1789-1826). Studien zu Biographie und Streichquartettschaffen, Göttingen 1998, S. 17f.).
[1] [Ergänzung 03.09.2018:] „es wird“ über der Zeile eingefügt.
[2] [Ergänzung 03.09.2018:] Noch nicht ermittelt.
[3] [Ergänzung 03.09.2018:] Noch nicht ermittelt; eine „Dem. Kaiser aus Magdeburg (spätere Frau von Alvensleben)“ sang 1824 beim Quedlinburger Musikfest eine Solopartie in einer Kantate von Friedrich Schneider (vgl. Friedrich Kempe, Friedrich Schneider. Ein Lebensbild nach Original-Mittheilungen, Original-Briefen und Urtheilen namhafter Kunstrichter bearbeitet, Dessau 1859, S. 207).
[4] Louis und Dorette Spohr konzertierten am 26.02.1821 in Karlsruhe (vgl. Louis Spohr, Lebenserinnerungen, hrsg. v. Folker Göthel, Tutzing 1968, Bd. 2, S. 118, Text mit fehlerhafter Paginierung auch online; ders., Louis Spohr’s Selbstbiographie, Bd. 2, Kassel und Göttingen 1861, S. 143; Joachim Draheim, „,Der Saal war zum Erstaunen – menschenleer!‘. Louis Spohr in Karlsruhe“, in: Ioculator Dei. Festschrift für Andreas Schröder zum 60. Geburtstag (= Schriftenreihe der europäischen Orgelakademie am Oberrhein 1), Freiburg i. Brsg. 1999, S. 149-154, hier S. 154).
[5] [Ergänzung 03.09.2018:] Vgl. Friedrich Rochlitz, „Friedrich Ernst Fesca“, in: ders., Für Freunde der Tonkunst, Bd. 3, Leipzig 1830, S. 117-139, hier S. 128; Franz Danzi an Peter Ritter, 15.03.1821, in: ders., Briefwechsel (1785-1826), hrsg. v. Volkmar von Pechstaedt, S. 199f., hier S. 200, auch (nach dem Autograf) zit. in: Frei-Hauenschild, S. 125).
[6] [Ergänzung 03.09.2018:] „war“ über der Zeile eingefügt.
Zunächst nach dem Druck ediert: Karl Traugott Goldbach (08.05.2017). Ergänzungen nach dem Autograf: Karl Traugott Goldbach (03.09.2018).