Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 95f.

Herrn
Herrn C. F. Peters
(Bureau de Musique)
Leipzig.

franco.1


Gandersheim den 19ten
Aprill 1821.

Geliebter Freund,

Seit gestern sind wir wieder hier. Ich beeile mich ihnen den Empfang der 250 Rth. zu bescheinigen und danke Ihnen für deren Übersendung. Dem Portrait so wie den neuen Claviersachen von mir sehe ich entgegen; sollten Sie sie bey Empfang dieses Briefes noch nicht abgeschickt haben, so bitte ich noch einige Musick für meine Kinder2 mit beyzulegen. Claviersonaten (nicht zu schwer) mit Violinbegleitung und einiges 4händige.
Ich sehne mich sehr wieder etwas neues zu schreiben und habe schon auf der Reise zu manchem Materialien gesammelt und Ideen notirt. Zuerst werde ich eine Messe für 5 Gesangsstimmen (ohne alle Begleitung) schreiben. Die jezt in fast allen Städten bestehenden Gesangvereine sind an neuen für sie passenden Werken sehr arm; fast alles was sie singen ist mit Orchester-Begleitung, die nur höchst unvollkommen durch das Pianoforte ersezt wird. Ich werde meine Messe sehr kurz halten (25 bis 30 Minuten) ind[em] reine Vokal-Musick bald ermüdet. Ich bin in neuerer Zeit von so vielen Vereinen aufgefordert worden auch einmal etwas für sie zu schreiben daß ich es nun nicht länger verschieben will. – Ferner habe ich Hermstedt versprechen müssen ihm ein neues Clarinet[ten]concert zu schreiben; ich mögte nun wohl einiges von den Sachen, die er bisher im Manuscript allein besessen hat, stechen lassen und gehe daher mit der Idee um, das 2te Concert und den Potpourri über die Them[en] aus dem Opferfest umzuarbeiten und für die Clarinette sehr zu vereinfachen; denn so wie sie jezt sind würde sie kein anderer Clarinettist herausbringen, da sie selbst Hermstedt schwer genug werden.
Haben Sie Lust diese beyden Sachen und die Messe (die in Partitur gestochen werden müßte) zu verlegen so melden Sie es mir gefälligst, so wie auch, ob Sie nun das Clavierquintett zu haben wünschen. Ich werde meiner Frau3 diesen Sommer etwas neues schreiben4 und sie kann es daher entbehren.
Daß das Portrait5 gut gerathen ist, freuet mich sehr. Die meisten Portrait der jezt lebenden Tonkünstler sind unkentliche Fratzen.
Leben Sie wohl. Mit herzlicher Freundschaft ganz

der Ihrige
Louis Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Peters an Spohr, 21.02.1821. Peters’ Antwortbrief vom 26.04.1821 ist derzeit verschollen.

[1] Über dem Adressfeld befinden sich von anderer Hand der Eingangs- und Antwortvermerk des Verlags: „1821 / 19 April / 25 '' / 26 '' / Gandersheim / Spohr.“

[2] Emilie, später verheiratete Zahn, Ida, später verheiratete Wolff und Therese.

[3] Dorette Spohr.

[4] Dazu kam es jedoch nicht.

[5] Vgl. Spohr an Peters, 08.02.1821.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (21.11.2016).