Autograf: Spohr Museum Kassel (D-Ksp), Sign. Sp. ep. 1.6 <Holleben 18210413>
Druck 1: Music. Early Books, Manuscripts, Portraits and Autographs (= Katalog Maggs Bros. 512), London 1928, S. 281 (teilweise, engl. Übers.)
Druck 2: Early Books, Manuscripts and Autographs (= Katalog Maggs Bros. 557), London 1931, S. 116f. (teilweise, engl. Übers.)
Druck 3: Autograph Letters and Historical Documents (= Katalog Maggs Bros. 560), London 1931, S. 138f. (teilweise, engl. Übers.)

Sr. Hochwohlgeb.
Dem Herrn Oberforstmeister
von Holleben
in
Rudolstadt.
 
franco.0
 
 
Gotha den 13ten Aprill
21.
 
Herzlich geliebter Freund,
 
Nach langem Kampfe und mit blutendem Herzen muß ich für jezt der Freude entsagen Sie zu sehen. Die Sehnsucht meiner Frau nach unsern Kindern ist nun, da wir in ihrer Nähe sind, so groß geworden, daß es für ihre Gesundheit nachtheilig werden müßte, wollte ich diese länger unbefriedigt lassen; ich habe daher alle weitern Reiseprojekte1 nach Weimar & etc. aufgegeben und wir werden übermorgen direkt nach Gandersheim gehen. Eine Hoffnung richtet mich auf, die, Sie und die Kammerherren2 nächsten Sommer bey uns in Gandersheim zu sehen. Hoffentlich haben Sie die löbliche Gewohnheit jeden Sommer eine Fußreise zu machen nicht aufgegeben; ich lade Sie ein das nächste mal den Harz zu bepilgern und bitte Sie inständigst uns dazu abzurufen. Wir wollen uns mit Kind und Kegel an Sie anschließen und eine stattliche Caravane bilden. An alten und neuen Späßen wird und darf es dann nicht fehlen. Auch können wir in Gandersheim, wo mehrere meiner besten Schüler anwesend seyn werden, Ihnen gute Musik zu hören geben. - Allso geben Sie mir recht bald Ihre freundliche Zusage, damit wir uns im Voraus auf etwas zu freuen haben.
Schade's Concerte sind ziemlich brillant ausgefallen. Sie waren hauptsächlich von Fremden zahlreich besucht. Die Musick ist erträglich gegeben worden.
Meine Berichte aus Paris haben einige Sinn-entstellende Druckfehler; so steht im ersten statt peinlich langen Stunden ziemlich lange St.-3 im lezten statt4: „Die Franzosen finden das Spiel eines Fremden, der nicht in ihrer Manier spielt, zu schlicht“, zu schlecht5 u.d.m.
Ihrer Fr. Mutter, Frl. Schwester und übrigen Angehörigen unsere ehrerbiethigsten Grüße. Die Kammerherren versichere ich meiner Gnade.
Mit innigster Freundschaft ganz
 
der Ihrige
Louis Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Holleben, Anton von
Erwähnte Personen: Methfessel, Albert
Müller, Friedrich
Schade, Johann Gottfried
Sommer, F.
Spohr, Dorette
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Gandersheim
Gotha
Paris
Weimar
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1821041317

Spohr



Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Holleben an Spohr, 12.10.1823.

[0] [Ergänzung 25.11.2022:] Auf dem Adressfeld befindet sich auf der linken oberen Hälfte der Poststempel „GOT[HA] / 13 APR 1821.“
 
[1] Hier gestrichen: „auf“.
 
[2] Vermutlich die Mitwanderer von 1818: Friedrich Sommer, Friedrich Müller und Albert Methfessel (vgl. Spohr an Wilhelm Speyer, 06.07.1818; Louis Spohr, Lebenserinnerungen, hrsg. v. Folker Göthel, Tutzing 1968, Bd. 2, S. 52-55, Text mit fehlerhafter Paginierung auch online; ders., Louis Spohr’s Selbstbiographie, Bd. 2, Kassel und Göttingen 1861, S. 62-65).
 
[3] Louis Spohr, „Briefe aus Paris”, in: Allgemeine musikalische Zeitung 23 (1821), Sp. 139-144, 156-162, 177-184 und 189-195, hier Sp. 182.
 
[4] „statt“ über der Zeile eingefügt.
 
[5] Ebd., Sp. 191.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (09.05.2017).