Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 91f.

Herrn
Herrn C. F. Peters
(Bureau de Musique)
Leipzig.

franco.1


Mainz den 28sten Nov.
20.

Geehrter Freund,

Ihren lieben Brief vom 11ten dieses habe ich in Frankfurt richtig erhalten, finde aber erst hier die nöthige Muße ihn zu beantworten. Mit dem Wechsel hat es so große Eil[e nicht;] ich werde Ihnen von Paris aus m[elden] ob ich das Geld dort nöthig haben [werde] oder ob Sie es lieber meinem Vater [nach] Gandersheim überschicken wollen. Auf jeden Fall erwarten Sie erst einen Brief von mir, bevor Sie einen Wechsel kaufen.
In Göttingen2 und Frankfurt haben wir sehr gute Geschäfte gemacht, auch verspricht das Concert hier sehr gut zu werden. Von hier geht es ohne weitern Aufenthalt direkt nach Paris wo wir den 5-6ten December eintreffen werden.
In Frankfurt gab ich die neue Sinfonie, die mit allgemeinem Beyfall aufgenommen wurde.3 Die Directionsstimme ist sehr gut und vollständig und ich bin Herrn Schnei[der] sehr verbunden daß er sie mit solcher Sorgfalt gemacht hat. Die Idee wird Nachah[mung] finden. – Ich habe mir Ihrer Erlaubnis gemäß eine bey Herrn Gayl genommen.
Da Sie mein Porträt schon in Ihrem Catalog verzeichnet haben, so wird es ja n[un wo]hl bald erscheinen. Ich bitte nochmals d[as] Gemälde4, so bald es nicht mehr gebraucht wird und einige Abdrücke des Kupferstichs an meinen Vater nach Gandersheim einzusenden.
Ich habe einen Freund in Frankfurt, Wilhelm Speyer, von dem bey André und bey Schott schon mehrere Kompositionen erschienen sind, die alle beweisen, daß er Beruf zur Komposition hat. – Er hat mich gebeten, ihn in Ihre Bekanntschaft einzuführen; da er nun in der der lezten Ze[it] so große Fortschritte gemacht hat, daß man ihn dreist in die Reihe der guten Komponisten stellen kann, obgleich er nur Dilettant ist, so trage ich kein Bedenken, sein Verlangen zu erfüllen und bitte Sie, im Fall er sich einmal an Sie wendet, sich an das hier gesagte gütigst zu erinnern.
Herrn Weisse bitte ich zu sagen, daß ich ihm meine Oper Faust von Frankfurt aus nicht habe überschicken können, weil man [dort] im Begriff sey, sie neu einzustudi[ren und] daß es mir unendlich leid thäte [daß ich] mein Versprechen nicht habe erfüllen [können]. Ich bitte Sie recht, sehr diesen Auftrag [ja] nicht zu vergessen.
Die Einlage5 wird von meinem jungen Freunde Grund abgeholt werden. Ich empfehle Ihnen denselben nochmals auf das angelegentlichste.
Leben Sie wohl und erhalten Sie Ihre Freundschaft

Ihrem
Louis Spohr

NS. Auf dem Titel zur Concertante sind 2 Fehler; erstens fehlt das c in Concertante und 2tens muß es heißen grand orchestre statt grande orchestre.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Peters
Peters, Carl Friedrich
Erwähnte Personen: Gayl, Johann Conrad
Grund, Eduard
Schneider, Friedrich
Speyer, Wilhelm
Spohr, Carl Heinrich
Weiße, Carl
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Faust
Spohr, Louis : Sinfonien, op. 49
Erwähnte Orte: Frankfurt am Main
Gandersheim
Göttingen
Paris
Erwähnte Institutionen: André <Offenbach>
Schott <Mainz>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1820112820

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Peters an Spohr, 11.11.1820. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Peters, 08.02.1821.

[1] Über dem Adressfeld befindet sich von anderer Hand der Eingangsvermerk des Verlags: „1820 / 28 Novb / 4 Decb / Mainz / Spohr.“

[2] Vgl. „Göttingen. Concerte reisender Tonkünstler”, in: Allgemeine musikalische Zeitung 23 (1821), Sp. 92ff., hier Sp. 93.

[3] Das Konzert fand am 24. November 1820 statt (vgl. „Frankfurt”, in: Allgemeine musikalische Zeitung 22 (1820), Sp. 856-863, hier, Sp. 859ff.).

[4] Nach Homburg handelt es sich um ein heute verschollenes Porträt von Adam Grünbaum, das als Vorlage für die bei Peters erschienene Lithografie diente (Herfried Homburg, „Bildnisse Louis Spohrs. Eine vorläufige Bestandsaufnahme”, in: Louis Spohr. Festschrift und Ausstellungskatalog zum 200. Geburtstag, hrsg. v. Hartmut Becker und Rainer Krempien (= Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Ausstellungskatalog 22), Kassel 1984, S. 209-230, hier S. 212f.).

[5] Nicht ermittelt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (13.10.2016).