Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 89f.

Herrn
Herrn C. F. Peters
(Bureau de Musique)
Leipzig.

franco.1


Gandersheim den
27sten October 20.

Werthester Freund,

Seit meinem lezten Briefe habe ich plözlich einen ganz andern Reiseplan entworfen und werde nun von hier über Cassel, Frankfurt, Metz direckt nach Paris gehen. Da mir nun nicht das Vergnügen zu theil werden wird, Sie zu sehen und zu sprechen, so müssen wir unsere Angelegenheit schriftlich in Ordnung bringen. Sie haben das Honorar für die Ihnen zulezt überschickten Sachen2 zu hoch gefunden – allein ich hatte ein Honorar, die Sinfonie mit eingeschlossen, berechnet, wobey die kleineren Sachen das bedeutende Werck mit bezahlen helfen mußten. Doch lassen Sie uns darüber jezt nicht handeln und ich verspreche Ihnen, daß, wenn Sie mir in der Folge versichern daß Sie bey den lezten Sachen Ihre Rechnung nicht gefunden haben, ich Ihnen dafür das nächste Manuscript um so billiger anrechnen will. Jezt ersuche ich Sie, [mir] gefälligst eine Anweisung über die bedunge[ne] Summe von 250 Rth. nach Frankfurt unter Adresse der Herren Pensa & Speyer zu überschicken, so daß ich das Geld entweder in Frankfurt oder was mir noch lieber wäre in Paris erheben kann. Meine Ankunft in Frankfurt wird etwa den 12ten-13ten November und der Aufenthalt dort von 8 Tagen seyn. 2tens bitte ich mir durch Herrn Gayl den Titel und die Direcktions-Stimme der Sinfonie zukommen zu lassen. 3tens ersuche ich Sie mit Ihrem nächsten Paquet nach London den einliegenden Brief3 und das Dedications-Exemplar der Sinfonie4 an Herrn Bosey abzusenden und ihm den Auftrag zu ertheilen beydes der Philharm. Gesellschaft zu übergeben. Wenn ich nicht fürchten müßte, Sie gar zu sehr mit Bitten zu beschweren, so würde ich Sie noch ersuchen den Herrn C. Weisse wissen zu lassen, daß wir nun nicht nach Leipzig kommen werden und daß ich ihm meine Oper Faust von Frankfurt aus übersenden würde.
Beim Faust fallt mir ein, daß ich schon seit lange die Ouverture daraus habe wollen stechen lassen und es immer wieder vergessen habe. Hätten Sie Lust sie nächste Ostermesse heraus zu geben? Das Werck eignet sich sehr zu Concer[t-]Aufführungen.
Schlüßlich empfehle ich Ihnen ei[nen] jungen Künstler der in einigen Wochen nach Leipzig kommen wird, zu gütiger Aufnahme. Er heißt Eduard Grund, ist von allen Schülern, die ich je hatte, der vorzüglichste und wird als Geiger und Komponist großes Aufsehn erregen.
Leben Sie wohl. Mit herzlicher Freundschaft

der Ihrige
Louis Spohr



Dieser Brief folgt in dieser Korrespondenz auf Spohr an Peters, 22.10.1820. Peters' Antwortbrief vom 11.11.1820 ist derzeit verschollen.

[1] Über dem Adressfeld befindet sich von anderer Hand der Eingangsvermerk des Verlags: „1820 / 27 Oct / / Nov. / Gandersheim / Spohr.“

[2] Es handelt sich um das Rondo op. 50, das Potpourri op, 51 und die zwei Gesänge WoO 82 (vgl. Spohr an Peters, 17.09.1820).

[3] Dieser Brief ist derzeit verschollen.

[4] „der Sinfonie” über der Zeile eingefügt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (13.10.2016).