Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 84f.
Druck: Horst Heussner, Die Symphonien Spohrs, Phil. Diss. Marburg 1956, Anh. S. 17 (teilweise)

Herrn
Herrn C. F. Peters
(Bureau de Musique)
in
Leipzig.

franco.1
Nebst einem kl.
Paquet in Grau
Papier gez. H.C.F.P.


Gandersheim den
17ten September 20.

Geehrter Freund,

Ihr Brief mit der Zusicherung, daß die Sinfonie zum Quedlinburger Musickfeste fertig werden wird und daß Sie mir zur rechten Zeit Exemplare davon überschicken werden, hat sich sehr erfreuet. Ich werde nach dem Gebrauch 4 von den Exempl. an Herrn Buchhändler Ernst zurückgeben.
Beyliegend übersende ich Ihnen 1.) Potpourri für Violine und Pianof. bey welchem die Violinstimme sehr brillant und doch sehr leicht ist und welches für die Dilettanten und Dilettantinnen dadurch, daß es über die beliebtesten Gesänge der Zauberflöte bearbeitet ist, noch mehr anziehendes haben wird. 2.) Grand Rondo für Pianoforte und Violine bey welchem die Pianoforte-Stimme bedeutender ist; für beyde Instrumente aber ebenfalls leicht und 3.) Zwey Lieder für Ihre Lieder-Tafel2 die, glaube ich, so einfach und sangbar sind, wie sie sich für eine solche Sammlung schicken.
Ich wünsche, daß diese 3 Kompositionen in die Stelle des Pianoforte-Quintettes einrücken, theils weil es noch nicht beendigt ist, hauptsächlich aber, weil mei[ne] Frau es auf unserer nächsten Reise3 in unsern Concerten öffentlich vortragen will, weswegen wir wünschen, es noch eine Zeit lang im Manuscript zu behalten. Sind Sie diesen Vorschlag zufrieden, so bleibt es bey dem zwischen uns übereingekommenen Honorar von 250 Rth. für die Sinfonie und die beyfolgenden 3 Sachen, die dann in die Stelle des Quintetts eintreten, wodurch dieses dann wieder mein Eigenthum wird. – Wollen Sie es dann in4 einem Jahr, nach unserer Reise, verlegen so werden wir uns leicht einigen. Ich ersuche Sie, mir über diesen Vorschlag gefälli[gst] ihre Meinung wissen zu lassen.
Hinsichtlich5 meiner Verbesserung an der Geige nur so viel: Ich habe dem Instrumentenmacher Schramm in Gotha ein Modell des kl. Saitenhalters gegeben und bey ihm sind nun solche Saitenhalter wie der Herr Schlügens(?)6 einen zu haben wünscht, das Stück für einen Thaler zu bekommen.7 Auch hat er desfals schon eins Ankündigung in die M. Zeitung einge[rü]ckt.8
Könnten Sie es denn nicht möglich machen, uns mit Ihrer Gegenwart in Quedlinburg zu erfreuen? Die Messe muß ja bis zum 12ten beynah beendigt seyn! Wollen Sie nur, so wird es schon gehen!
Mit herzlicher Freundschaft

der Ihrige
Louis Spohr

NS. Um anzudeuten, daß der Potpourri und das Rondo mehr für Dilettanten als Künstler bestimmt sind, könnte man vieleicht auf den Titeln noch hinzusetzen: dedié aux amateurs – Was meinen Sie dazu? –
Potpourri pour le Violon et le Pianoforte concertans sur des Thêmes de l’opera la Flute enchanteé de Mozart composé (et dedié aux amateurs?) par Louis Spohr. Œuvre 50.
Grand Rondo pour la Pianoforte et le Violon concertans composé par Louis Spohr. Œuvre 51.

NS. Ich habe dem Potpourri keine Tempo-Bezeichnung beygefügt, weil die Lieder aus der Zauberflöte so bekannt sind9, daß jedermann leicht die richtige Bewegung treffe[n] wird.



Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Peters an Spohr, 09.09.1820. Peters’ Antwortbrief vom 23.09.1820 ist derzeit ebenfalls verschollen.

[1] Über dem Adressfeld befinden sich von anderer Hand Eingangs- und Antwortvermerk des Verlags: „1820 / 17 Sept / 22 '' / 23 '' / Gandersheim / Spohr.“

[2] Die Lieder erschienen 1821 bei Peters unter dem Titel „Liedertafel. / Drittes Heft / enthaltend / Sechs Gesänge / für / vier Männerstimmen / von / Louis Spohr / und / Friedr. Schneider“ (vgl. Volker Göthel, Thematisch-bibliographisches Verzeichnis der Werke von Louis Spohr, Tutzing 1981, S. 442f; zu der 1815 gegründeten Leipziger Liedertafel und den von Peters für diese herausgegebenen Gesängen vgl. auch Sebastian Nickel, Die Leipziger Liedertafel von 1815, in: Leipziger Stadtgeschichte, Jahrbuch 2011, hrsg. von Markus Cottin, Detlev Döring und Gerald Kolditz, Markkleeberg 2012 S. 120-126.

[3] Die Konzertreise nach Paris im Winter 1820/21.

[4] „in” über und links neben je einem gestrichenen Wort eingefügt.

[5] Hier ein Wort gestrichen.

[6] Hier half auch Leipziger Adreßkalender für das Schaltjahr 1820, Leipzig [1820], S. 86 nicht bei der Entzifferung des Namens und der Identifizierung der Person weiter.

[7] Eine Beschreibung von Spohrs Saitenhalter in: Gustav Adolph Wettengel, Vollständiges, theoretisch-praktisches auf Grundsätze der Akustik, Tonkunst und Mathematik, und auf die Erfahrungen der geschicktesten italienischen und deutschen Meister begründetes Lehrbuch der Anfertigung und Reparatur aller noch jetzt gebräuchlichen Gattungen von italienischen und deutschen Geigen [...], Ilmenau 1828, S. 138-141 und Tafel VI, Fig. 49-53, vgl. auch ebd. S. 142 und 350; vgl. Karl Traugott Goldbach, „Louis Spohr und der Kinnhalter“, in: Musikforschung 68 (2015), S. 123-135, hier v.a. S. 127-131.

[8] Vgl. G[ottfried] Schramm, „Anzeigen“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 22 (1820), Intelligenzblatt Sp. 21f.

[9] „sind” über der Zeile eingefügt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (12.10.2016).