Autograf: letzter Nachweis siehe Druck
Vorlage: Computerdatei von Herfried Homburg († 2008)
Druck 1: Music. Early Books, Manuscripts, Portraits, and Autographs (= Maggs Bros. 512), London 1928, S. 281f. (teilweise, engl. Übers.)
Druck 2: Early Books, Manuscripts and Autographs (= Kat. Maggs Bros. 557), London 1931, S. 117
Monsieur Ferd. Ries
57 Upper Norton Street,
Portland Place
London
Gandersheim den 24sten
December 1819
Wohlgeborner
Hochzuverehrender Herr,
Ihren lezten Brief vom 19ten November habe ich in Leipzig richtig erhalten und ich beeile mich nun Sie um einige Gefälligkeiten zu bitten, deren Gewährung Sie mich haben hoffen lassen. Zuerst ersuche ich Sie, mir gefälligst vom 15ten Februar an, eine Wohnung von 2 Zimmern und 2 Betten in der Nähe des Lokale der Philharm. Gesellschaft zu miethen. Wäre es möglich, in demselben Hause auch den Mittagstisch, vieleicht am Tische des Hauswirths zu bekommen, so wäre mir das lieb. Zweitens würden Sie mich unendlich verbinden, wenn Sie die Güte hätten mir eine Empfehlung an das Zollamt zu Dover zu verschaffen, damit mir mein Instrument und übrigen Efeckten zollfrey hineingelassen würden. Ein Engländer, den ich in Hamburg kennen lernte, versicherte mich daß wenn ich von der Philharm. Gesellschaft eine Bescheinigung hätte, daß das Instrument und übrigen Sachen zu meinem eigenen Gebrauch wären, man es ohne weitere Umstände zollfrey würde passiren lassen. Doch das werden Sie besser wissen und mir da den besten Rath ertheilen können. Könnten Sie mich an jemand in Dover adressiren der Französisch verstünde, so würde mir das eine große Erleichterung seyn, indem ich kein Wort Englisch weiß.
Meine Frau wird mich nach London begleiten. Wir werden von hier über Frankfurt, Bonn nach Brüssel reisen, dort und in Antwerpen noch Concerte geben und dann ohne weiteren Aufenthalt über Calais und Dover nach London gehen. Meinen Wagen, einen Theil meines Gepäcks und die Harfe meiner Frau lassen wir in Calais zurück und werden die Reise von Dover nach London mit der Postkutsche machen. Den 15ten oder 16ten Februar treffen wir bestimmt in London ein. - Wollten Sie nun wohl die Güte haben, mir das Resultat Ihrer gefälligen Bemühungen für mich in zwey Briefen, den einen nach Brüssel und den andern nach Calais poste restante zu melden, damit ich, wenn einer verloren gehen sollte, doch nicht ohne Nachrichten von Ihnen bliebe.
Um einen recht detaillirten Rath, wie ich die Reise am besten einrichte, bitte ich Sie noch insbesondere.
In der angenehmen Hofnung nun bald Ihre persönliche Bekanntschaft machen zu können und mit der Versicherung der ausgezeichnetsten Hochachtung unterzeichne ich
Ew. Wohlge.
ergebenster Diener
Louis Spohr
NS. Einen besonderen Scrupel machen mir noch die zahlreichen Empfehlungsbriefe unter denen viele versiegelt sind. Ist man wirklich so strenge in dieser Hinsicht? und was habe ich wohl zu thun um die versiegelten über die Gränze zu bringen?
Autor(en): | Spohr, Louis |
Adressat(en): | Philharmonic Society Ries, Ferdinand |
Erwähnte Personen: | Spohr, Dorette |
Erwähnte Kompositionen: | |
Erwähnte Orte: | Antwerpen Bonn Brüssel Calais Dover Frankfurt am Main Hamburg Leipzig |
Erwähnte Institutionen: | |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1819122413 https://bit.ly/ |
Dieser Brief ist die Antwort auf Ries an Spohr, 19.11.1819. Ries beantwortete diesen Brief am 14.01.1820, wobei er vermutlich auf Spohrs Wunsch in diesem Brief einging, identische Briefe postlagernd nach Brüssel und Calais zu schicken.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (22.07.2016).
A long and interesting letter, in which he requests his correspondent to engage rooms for him in the neighbourhood of the Philharmonic Society, as he and his wife would arrive in London on the 15th or 16th February. He further asks for an introduction to the Custom House at Dover. (Trans.) :—" . . . You will be good enough to procure for me an Introduction to the Custom House at Dover, that my instrument and other packages may be admitted free of duty. . . Could you recommend me to some one at Dover who speaks French? for it would relieve me from much anxiety, as I do not understand a word of English. ... I am in great doubt also about my numerous letters of
introduction, many of which are sealed. Are they really so strict in this respect and what must I do to get the sealed letters over the frontiers?"