Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,2

Druck: Edward Speyer, Wilhelm Speyer der Liederkomponist 1790-1878. Sein Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen dargestellt von seinem jüngsten Sohne, München 1925, S. 35f. (teilweise)

Herrn
Herrn Wilhelm Speyer
s. E.


Frankfurt den 8ten August
1818

Geliebter Freund,

So weit entfernt von Haus haben Sie wohl nicht gefürchtet mit einem Gevatterbriefe bombardirt zu werden und doch geschieht es; denn dieser Brief, so unansehnlich er auch ist, soll Sie doch in bester Form um den Freundschaftsdienst bitten, unser vor 10 Tagen gebohrenes kl. Mädchen1, in Gesellschaft einer Freundin meiner Frau, der Madame Thomae aus Cleve, über die Taufe zu halten. Da wir sehr wünschen, daß Sie den Actus in höchst eigener Person vollziehen und mir Ihr Herr Vater sagt, daß Sie in den ersten Tagen des September zurückkehren würden2, so lassen wir das Kind so lange ungetauft und bitten Sie, im Fall Sie überhaupt unsern Wünschen geneigt sind, die heilige Handlung alsdann selbst zu verrichten.
Wir freuen uns alle auf Ihre Zurückkunft und ich habe Ihnen viel neues mitzutheilen. Bis dahin behüte Sie aber der Himmel und führe Sie glücklich und gesund zurück.
Mit wahrer Freundschaft der Ihrige
Louis Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Speyer, Wilhelm
Erwähnte Personen: Speyer, Georg
Spohr, Therese
Thomae, Therese
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1818080802

https://bit.ly/

Spohr



Dieser Brief folgt in dieser Korrespondenz Spohr an Speyer, 06.07.1818. Es ist anzunehmen, dass Speyer dieses Schreiben beantwortete, zumal er später wieder in Offenbach eintraf, als von Spohr vermutet. Der nächste überlieferte Brief dieser Korrespondenz ist aber erst Spohr an Speyer, 03.01.1819.

[1] Therese Spohr (vgl. „Geborne von Frankfurt und Sachsenhausen”, in: Frankfurter Intelligenz-Blatt 11.08.1818, nicht paginiert). 

[2] Tatsächlich traf Speyer erst am 16.10.1818 wieder in Offenbach ein (vgl. Ralf-Olivier Schwarz, „Wilhelm Speyers Italienreise 1818. Ein Beitrag zur Vorgeschichte der Frankfurter Mozart-Stiftung”, in: Fluchtpunkt Italien. Festschrift für Peter Ackermann, hrsg. v. Johannes Volker Schmidt und Ralf-Olivier Schwarz (= Studien und Materialien zur Musikwissenschaft 86), Hildesheim u.a. 2015, S. 189-203, hier S. 200).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (21.01.2016).

Frankfurt, 8. August 1818

Geliebter Freund,
So weit entfernt von Haus haben Sie wohl nicht gefürchtet mit einem Gevatterbriefe bombardiert zu werden und doch geschieht es; denn dieser Brief, so unansehnlich er auch ist, soll Sie doch in bester Form um den Freundschaftsdienst bitten, unser vor 10 Tagen gebohrenes kleines Mädchen, in Gesellschaft einer Freundin meiner Frau über die Taufe zu halten. Da wir sehr wünschen, daß Sie den Actus in höchst eigener Person vollziehen und mir Ihr Herr Vater sagt, daß Sie in den ersten Tagen des September zurückkehren würden, so lassen wir das Kind so lange ungetauft und bitten Sie, im Fall Sie überhaupt unsern Wünschen geneigt sind, die heilige Handlung alsdann selbst zu vollziehen ...