Autograf: Historical Society of Pennsylvania, Philadelphia (US-PHhs), Sign. Simon Gratz Collection 13/16/63

Sr. Wohlgeb
Dem Herrn Fr. Treitschke
Regisseur der k.k. Hof-Oper
zu
Wien.

franco.1


Frankfurt den 10ten Juli.
1818.

Ew. Wohlgeb

erhalten einliegend die Quittung über die 8 Dukaten Honorar für das bereits richtig angekommene Schäfersp. Nachtigall und Rabe.2
Von Ihrem Anerbieten wird die Direktion gern bey allen anfallenden Gelegenheiten Gebrauch machen, indem sie bis jetzt noch niemand zu dergl Geschäftsführungen in Wien hatte. Um sogleich den Anfang zu machen ersucht sie Sie um gefällige Nachricht ob Herrn Grillparzer's Sappho zu haben sey und für welches Honorar. Zwar hat Herr Ihlée bereits an den Verfasser selbst geschrieben, bis jetzt aber noch keine Antwort erhalten.
Für meinen Faust hoffe ich sehr, da das Gesangpersonale im Th. a. d. Wien, wie ich allgemein höre noch sehr unvollständig seyn soll.3 Hier ist er, besonders die zwey letztenmale mit Madame Grünbaum, die die Kunigunde sang, mit großem Erfolg gegeben worden.4 Jetzt wird er in Dresden einstudirt.
Sollten Sie Herrn und Mad. Seidler sehen, so sagen Sie ihnen doch gefälligst, daß sie uns auf ihrer Rückreise willkommen seyn würden und daß sich die gewünschten Arrangements wohl würden treffen lassen.
Mit vorzüglicher Hochachtung und Freundschaft ganz

der Ihrige
Louis Spohr.



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Treitschke an Spohr. Treitschkes Antwortbrief vom 19.07.1818 ist derzeit ebenfalls verschollen.

[1] Links neben dem Adressfeld Empfangs- und Antwortvermerk des Empfängers: „Frankfurt 10. July 1818 / Spohr. / empf 18. / b 19.”

[2] Vgl. Gesänge zu dem Schäferspiele: Nachtigall und Rabe, frey nach Lafontaine und Etienne von F. Treitschke, Musik von Joseph Weigl, o.O. o.J.

[3] Zur Wiener Inszenierung vgl. E[merich] Th[eodor] Hohler, „Theater an der Wien“, in: Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode 3 (1818), S. 683f. und 690ff.; „Wien. Uebersicht des Monats Juny“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 20 (1818), Sp. 622-626, hier Sp. 623f.

[4] Eine frühe Kritik der Frankfurter Inszenierung, in der noch Rosine Friedel die Kunigunde sang, lobte Spohrs Musik, bemängelte jedoch die Leistungen der Sänger („Frankfurt am Mayn“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 20 (1818), Sp. 312-315 und 335-340, hier Sp. 335-340). Zu Therese Grünbaum in Frankfurt vgl. „Frankfurt am Mayn, im September, in: ebd., Sp. 719-725, hier Sp. 719f.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (31.03.2017).