Jacob Philipp Leerse an Louis Spohr in Amsterdam

Ew. Wohlgeboren

geben durch Ihr geehrtes Schreiben vom 13^ten dieses, der hiesigen Theater Direction die bestimmte Zusage daß Sie die Stelle eines Music-Directors bey dem hiesigen Theater, zu denen Ihnen früher mitgetheilten Bedingungen und nach der Ihnen zur Einsicht überschickten Instruction übernehmen sollen.
Diese Zusage berechtigt uns zu denen schönsten Erwartungen für den guten Fortgang der musicalischen partie unsers theaters und jedem Freund der Tonkunst muß es nun freudige Erscheinung seyn einen so ausgezeichnetem Künstler an der Spitze eines Orchesters zu sehen, dem, so lange es unter Leitung des Director Schmitt stand, ungetheilten Beyfall nicht versagt wurde. Freylich hat die schon so lange dauernde Krankheit dieses verdienstvollen Mannes nicht vortheilhaft auf den Gang der Opern gewirkt, indeßen zweiflen wir nicht daß durch Ihre Einsichtsvolle Thätigkeit das verlorene leicht wieder ersetzt werden wird. So sehr wir dieses auch wünschen müßen Sie baldmöglichst Ihren neuen Wirkungskreis antretten zu sehen, so würde es doch unbillig scheinen Sie auf kurze Zeit beschränken zu sollen, und wir fügen uns gerne Ihrem Vorschla die eingeleitete Concert Verbindlichkeiten erst beendigen zu sollen, und rechnen bestimmt darauf Sie gegen den 9^ten des andren Monats hier zu sehen um den 15 December Ihre Stelle antretten.
Da es Ihnen während Ihrem Aufenthalt in Amsterdam wohl leicht seyn wird über das Talent eines sich dorten befindenden Bassisten Nahmens Habermehl einige Erkundigungen einzuziehen oder ihn selbst zu hören, so würden Sie uns verbinden, wenn Sie uns Ihr Urtheil über seinen Gesang mittheilen wollten. Dieser Künstler wünscht hier engagirt zu werden und erbiethet sich zu Proberollen; sollte er jedoch zu schlecht seyn so wäre es vielleicht beßer wenn er ganz weg bliebe, im entgegengesetzten Fall aber würde uns ein guter Bassist sehr willkommen seyn.

Mit Hochachtung und Ergebenheit zeichne
Leerse

Frankfurt d. 18^ten Novembr.
1817.