Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 52f.

Herrn
Herrn C. F. Peters
(Bureau de Musique)
in
Leipzig.

Franco.
Schaffhause1

Thieracher den 27sten May
1817.

Lieber Freund,

Seit 3 Wochen befinden wir uns wieder in der Schweitz und können von Glück sagen, daß wir die Rückreise von Neapel bis hieher ohne allen Unfall gemacht haben, da im hintern Italien die Wege neuerdings sehr unsicher waren und im andern Italien bösartige Fieber grassiren. So viel Genuß uns auch die Reise gewährt hat,so sind wir doch froh die Alpen wieder im Rücken zu haben und werden wohl so bald nicht wieder nach Italien verlangen.
Ich hoffte hier einen Brief von Ihnen vorzufinden und in diesem die Nachricht, daß Sie meinen lezten Brief aus Neapel2 mit den Einlagen richtig erhalten hätten, bis jezt aber vergebens. Da wir nun im Begriff sind von hier wieder aufzubrechen und nach dem Elsaß zu gehen, wo wir aber auch nicht lange verweilen werden, so beeile ich mich Ihnen wieder zu schreiben, damit Ihr Brief mich nicht vergeblich hier suche. Indessen kann ich Ihnen wieder keine bestimmte Adresse geben, da ich mit meinem Reiseplan für den Sommer noch nicht im Reinen bin. Warscheinlich werde ich mehrere am Rhein gelegene Bäder besuchen, im Herbst dann diesen hinunter nach Holland und zum neuen Jahr nach London gehen. Um sicher zu gehen, bitte ich Sie daher, mir Ihre Antwort und die von mir neu erschienenen Wercke (von denen ich bis jezt nur die Duetten gesehen habe, die in Mayland fleißig gespielt wurden,) nach Carlsruhe an Herrn Kammermusikus Witzenmann gefälligst zu schicken, von dem ich sie, da ich mit ihm in Correspondenz stehe und nicht weit von Carlsruhe durchreise, am ersten und sichersten erhalten wer[de.] Auch bitte ich Sie, im Fall Sie einen Brief für mich von Herrn Ries in London erhalten hätten, diesen dem Paquet gefälligst beyzulegen.
Da ich den Sommer, Herbst und Winter so unstät umherschwärmen werde, so wird wohl vor nächstem Frühjahr an keine Arbeit wieder zu denken seyn. Doch besitze ich noch drey Sachen in Manuscript, die ich bis dahin gestochen wünschte, die ich theils auf der Reise in Italien, theils seit 14 Tagen hier geschrieben habe. Diese sind 1.) Ein Quatuor brillant, für die erste Violine nicht sehr schwer, mit sehr leichtem Accompagnement, welches ich oft in Italien in Privatgesellschaft[en] gespielt habe, 2.) Ein Potpourri über 2 Mozartsche Thema’s3, concertirend für Violine und Pianoforte, von meiner Frau und mir sehr oft öffentlich und privatim auf der lezten Reise gespielt, und 3.) Sechs Gesänge für 4 Männerstimmen, mit einem Umschlage worauf sich einige Räthselkanon’s befinden. Ich offerire Ihnen diese drey Wercke für ein Honorar von 100 Rth. Sächs. Sollten Sie sie in Verlag nehmen wollen, so erbitte ich mir auch hierüber einige Zeilen Antwort unter Herrn Witzenmann’s Adresse.
In Mayland habe ich den Auszug aus dem Florenzer Briefe in der Musik. Zeitung4 gelesen und er ist mir so etwas sehr rhapsodisch vorgekommen. Ich wünschte daher, daß der 2te aus Neapel, der freylich auch ein allgemeines Interesse hat, wo möglich unverändert abgedruckt werden könnte, wenn ihm überhaupt ein Platz in der M.Z. gegönnt werden kann.5
Leben Sie recht wohl und grüßen Sie unsere Leipziger Freunde herzlich von uns.
Mit wahrer Hochachtung und Freundschaft

der Ihrige
Louis Spohr



Dieser Brief folgt auf Spohr an Peters, 25.03.1817. Peters' Antwortbrief vom 08.07.1817 ist derzeit verschollen.

[1] Dieser Brief hat keinen Eingangsvermerk des Verlags.

[2] Spohr an Peters, 25.03.1817.

[3] Gestrichen: „frei“.

[4] Louis Spohr, „Florenz, den 10ten Novemb.”, in: Allgemeine musikalische Zeitung 18 (1816), Sp. 866f.

[5] Der Brief erschien am 7. Mai 1817: ders., „Neapel, den 25sten März”, in: ebd. 19 (1817), Sp. 320-327.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (07.09.2016).