Autograf: Spohr Museum Kassel (D-Ksp), Sign. 1.6 <Fränzl 18151112>
Sr. Wohlgeb.
Dem Herrn Musikdirector
Fränzel
in
München.
franco.
Nürnberg den 12ten November
15.
Mein geehrter Freund,
Auf einer Kunstreise nach Italien begriffen, werde ich in etwa 8 Tagen auch nach München kommen, da mir mit meiner Familie die Wohnung In einer Herberge, bey einem etwas längeren Aufenthalt, den ich in München zu machen wünsche, zu kostspielig wird, so wünschte ich eine Privat-Wohnung zu beziehen.1 Ich nehme mir daher in Betracht Ihren früheren freundschaftlichen Gefälligkeiten für mich2, die Freiheit Sie zu bitten, daß Sie doch die Güte haben möchten, mir durch Ihre Bedienten eine solche bestehend in einem großen, oder 2 kleinen Zimmern mit 3 Betten und einem Platz für meinen Bedienten, gefälligst aussuchen und wochenweis oder auf einen Monath miethen zu lassen, da es sehr unangenehm ist erst in einem Gasthofe absteigen zu müssen, so werde ich mir die Freiheit nehmen bey Ihnen vorzufahren um, im Falle der Gewährung meiner Bitte, die Adresse des Logis zu erfahren.
In der Hofnung3 Sie nun bald zu sehen, verspare ich alles Übrige auf das Vergnügen einer mündlichen Unterhaltung und mich Ihrer ferneren Freundschaft empfehlend unterzeichne
Ihr
ergebenster Freund und Diener
Louis Spohr.
Autor(en): | Spohr, Louis |
Adressat(en): | Fränzl, Ferdinand |
Erwähnte Personen: | |
Erwähnte Kompositionen: | |
Erwähnte Orte: | München |
Erwähnte Institutionen: | |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1815111213 |
[1] Spohrs Tagebucheintrag vom 12.12.1815 bestätigt die Ankunft in München am 20.11.1815. Dort berichtet er über die Konzerte in München, erwähnt aber nicht, wo er wohnt.
[2] Spohr und Fränzl trafen sich 1803 in St. Petersburg. Ein einzelner, nur als Wiedergabe in den Lebenserinnerungen überlieferter Tagebucheintrag, gibt über das nähere Verhältnis jedoch keine Hinweise (vgl. Louis Spohr, Lebenserinnerungen, hrsg. v. Folker Göthel, Tutzing 1968, Bd. 1, S. 44, Text mit fehlerhafter Paginierung auch online; ders., Louis Spohr’s Selbstbiographie, Bd. 1, Kassel und Göttingen 1861, S. 47). Außerdem begegnete Spohr Fränzl offensichtlich auch noch einmal bei seiner Konzertreise 1808 (vgl. Spohr an Nikolaus Simrock, 21.02.1808; zu seinem Konzert Anfang 1808 in München vgl. „München, Anf. Aprils“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 10 (1808), Sp. 497-501, hier Sp. 500).
[3] Sic!
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (26.11.2018).