Autograf: Österreichische Nationalbibliothek Wien (A-Wn), Sign. 7/100-2
Druck: La Mara (= Pseud. für Marie Lipsius), „Aus romantischer Zeit. Ungedruckte Briefe“, in: Neue Musik-Zeitung 35 (1914), S. 215-218, hier S. 215
Online-Edition: Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe. Digitale Edition

Gotha den 21sten September
15.1

Geliebter Freund,

da Sie mir in Ihrem letzten Briefe nach Carolath schrieben daß Sie im Begriff wären auf einige Monathe zu verreisen, so verschob ich es bis jetzt Ihnen zu antworten; da ich nun aber in etwa 4 Wochen ganz aus der hiesigen Gegend scheiden werde, so bitte ich Sie, mir so bald wie möglich die Partituren von Faust hieher unter Hrn. Schade‘s Adresse gefälligst zu schicken. Ich werde nach der Frankenhäuser Musik2, die den 18ten October stattfindet, noch einmal hieher zurückkehren und wünsche sie dann vorzufinden.
Wie steht es bey Ihnen? Haben Sie neue Sänger acquirirt und können Sie die Oper nun besetzen? Ohnerachtet ich nun kein Zeuge seyn könnte, so wünschte ich denohngeachtet sehr, daß die Oper bey Ihnen gegeben würde, da ich sie unter Ihrer Leitung in den sorgsamsten Händen weiß. Können Sie die Aufführung möglich machen, so lassen Sie die Partitur für Ihr Theater kopiren und ich überlasse es ganz Hrn. Liebich (den ich von mir zu grüßen bitte) mir nach dem Erfolg der Oper, den die Oper haben wird, irgend ein Honorar dafür zu bestimmen. Zugleich bitte ich Sie , mir mit den Partituren auch einige Textbücher mitzuschicken, da ich kein einziges mehr besitze.
Wir haben von Carolath über Warmbrunn wo wir 8 Tage verweilten, Dresden, Leipzig u.s.w. eine sehr angenehme Reise gemacht und in hiesiger Gegend einen vergnügten Aufenthalt gehabt. Es hat mir Freude gemacht, meine Wiener Kompositionen bey Hofe und in der Stadt zu hören zu geben; auch haben wir mit Romberg, Preisings und Schlicks3 viel Musik privatim gemacht. - Morgen reisen wir zu meinen Eltern4, wo wir bis zum Frankenhäuser Concert verweilen werden.
Wie geht es Ihnen, mein geliebter Freund, und was haben Sie neues gemacht? Erfreuen Sie mich ja mit recht ausführlichen Nachrichten von sich und Ihren Arbeiten.
Meine Frau grüßt Sie herzlich.

Ewig der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Weber, Carl Maria von
Erwähnte Personen: Preysing, Carl
Preysing, Friedrich
Romberg, Andreas
Schade, Johann Gottfried
Schlick, Conrad
Strinasacchi, Regina
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Faust
Erwähnte Orte: Carolath
Dresden
Frankenhausen
Gandersheim
Gotha
Leipzig
Prag
Warmbrunn
Erwähnte Institutionen: Ständetheater <Prag>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1815092113

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Weber an Spohr, 28.05.1815. Webers Antwortbrief vom 31.10.1815 ist derzeit verschollen.

[1] Unter dem Datum befinden sich von Webers Hand Empfangs- und Antwortvermerk Webers: „erhalten Prag 30. 7ber 1815 / beantw. 31 8ber“.

[2] Hier gestrichen: „nach“.

[3] Regina geb. Strinasacchi und Conrad Schlick.

[4] Ernestine und Carl Heinrich Spohr.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (25.08.2017).