Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 39

Herrn
Herrn A. Kühnel.
(Bureau de Musique.)
in
Leipzig.1
 
 
Gotha den 28sten Merz
11.2
 
Mein lieber Freund,
 
Eine Familie in Zelle3 hat mir den Auftrag gegeben hier bey Keil ein Pianoforte für sie zu kaufen. Da aber Keil nichts vorzügliches vorräthig hat, so wende ich mich an Sie. Da die Tochter des Hauses eine vorzügliche Klavierspielerin ist, so ist die erste Forderung an das Instrument, daß es einen vorzüglich schönen, vollen und kräftigen Ton4, und da es sehr viel gespielt werden wird, auch einen genau gearbeiteten und dauerhaften Mechanismus habe. Hat es bey diesen inneren Vorzügen auch ein elegantes Äußere (man wünscht es besonders von Mahagoni) so wird das den Werth des Instruments erhöhen, indessen bleibt der Ton immer die Hauptsache. Da Thümmels noch immer so sehr mit Ihrem Instrumente zufrieden sind so wünschte ich am liebsten eins von N. Streicher, doch kann es auch mit den oben angegebenen Eigenschaften auch von jedem anderen Meister seyn. Haben Sie doch die Güte mir einige Nachricht von Ihren besten Instrumenten zu geben, und den genauesten Preiß davon beyzusetzen. Ich will dann eins auswähl[en] und Ihnen die Adresse geben, damit Sie es dir[ekt] nach Zelle schicken können.
Da diese Familie ihr Zutraun in mich gesezt hat und sich bloß an mich wendet um sicher ei[n] gutes und dauerhaftes Instrument zu bekomme[n,] so bin ich es diesem Zutraun und meinem eigen[en] Ehrgefühl schuldig dafür zu sorgen, daß sie au[ch] mit dem erhaltenen Instrumente vollkommen zufrieden sey. Da ich es nun nicht einmahl selbst hören und probiren kann, so verlaße ich mich ganz auf Ihre Freundschaft und bekann[te] Rechtlichkeit und erwarte von Ihnen eine ganz genaue Beschreibung der Instrumente und ihres [in]nern Werths, und (da man um Sachen die man selbst nicht sieht, nicht handeln kann) zugleich den äußersten Preiß zu erfahren. –
Ich habe an Hermstädt geschrieben5, weiß aber nicht gewiß ob er in Sondershausen ist. Haben Sie daher die Stimmen des Concerts noch nicht erhalten, so wird er auf Reisen seyn. Lassen Sie aber doch deswegen die Herausgabe des Clar. Concerts nicht länger anstehen.
Mit Achtung und Freundschaft
 
der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Kühnel, Ambrosius
Peters
Erwähnte Personen: Hermstedt, Johann Simon
Keil, Bernhard
Köhler, Friedrich Ludwig Andreas
Streicher, Nanette
Thümmel, Hans Wilhelm von
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Konzerte, Klar Orch, op. 26
Erwähnte Orte: Celle
Sondershausen
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1812032820

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Kühnel an Spohr, 16.03.1812. Kühnel beantwortet ihn am 03.04.1812.
 
[1] Über dem Adressfeld befindet sich von anderer Hand der Eingangsvermerk des Verlags: „1812 / d.28. März. / '' 1. April. / Spohr / Gotha.“
 
[2] Die Jahreszahl ist offensichtlich ein Schreibfehler Spohrs.
 
[3] Die Familie des Hofmedikus Köhler (vgl. Spohr an Kühnel, 09.04.1812).
 
[4] Gestrichen: „habe“.
 
[5] Dieser Brief ist derzeit verschollen.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (28.07.2016).