Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 34
Druck: Horst Heussner, Die Symphonien Spohrs, Phil. Diss. Marburg 1956, Anh. S. 7f.

Gotha den 29sten
May 11.

P.P.

Da Sie schon eine Dedication an das gr. Concert gemacht haben, so können Sie mir aus der Verlegenheit helfen, indem ich wirklich nicht weiß, wie sie einzurichten sey!1 Der Titel wäre außerdem folgender:

Première Sinfonie
à grand Orchestre
composée et dediée
(dieß werden Sie gefälligst ausfüllen)
par
Louis Spohr.
Nro 1. Oeuvre 20.
Cette Sinfonie a été executée au grand Concert de Frankenhausen, le 11 Julliet 1811.

Herr Wach hat die Figur in ersten Adagio sehr richtig gespielt2, so wie sie geschrieben seyn sollte. Es waren die blasenden Instrumente, die statt 64 Theilen 32 Theile bliesen.3 Dies ist so abzuändern, daß die 32 Theile noch einmal gestrichen werden.4 An das Larghetto vergessen Sie nicht con moto anzuhängen.5
Die Partitur werden Sie jezt längst haben, und darnach das Falsche in den Stimmen leicht auffinden können. Vergessen Sie nicht, sie an Herrn Hofr[ath] Rochlitz zu geben, wenn Sie sie nicht mehr gebrauchen.6
Das Frankenhäuser Concert ist zwar erst den 10ten Juli7, doch wünsche ich, daß die Sinfonie so bald w[ie] möglich fertig werde, weil ich die Posaunen-Stimmen verschicken will. Ich grüße Sie und alle Leipziger Freunde herzlich.

Der
Ihrige
Louis Spohr8

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Kühnel, Ambrosius
Peters
Erwähnte Personen: Rochlitz, Friedrich
Wach, Carl Gottfried
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Sinfonien, op. 20
Erwähnte Orte: Frankenhausen
Leipzig
Erwähnte Institutionen: Gewandhausorchester <Leipzig>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1811052920

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Kühnel an Spohr. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Kühnel, 27.06.1811, aus dem sich eine derzeit verschollene Notiz von Spohr an Kühnel erschließen lässt.

[1] Vgl. dazu Spohr an Kühnel, 18.05.1811.

[2] Bei der Erstaufführung der Sinfonie in Leipzig am 12.05.1811.

[3] Gemeint ist die in 64teln aufsteigende Tonleiterfigur in der langsamen Einleitung des ersten Satzes. Sie liegt zunächst in Bratsche, Cello und Bass und wird in der Folge von den hohen Streichern und Bläsern übernommen. Wach war Kontrabassist.

[4] Gemeint ist die Hinzufügung eines vierten Balkens in der Notation, der aus 32teln 64tel macht.

[5] Vgl. Spohr an Kühnel, 18.05.1811.

[6] Rochlitz war Herausgeber der Allgemeinen musikalischen Zeitung. Möglicherweise sollte es die Partitur dem Rezensenten der Sinfonie erleichtern, die nur als Stimmen gedruckte Komposition zu besprechen (vgl. [E.T.A. Hoffmann], Rez. „Première Symphonie pour 2 Violins, 2 Flûtes, 2 Hautbois, 2 Clarinettes, 2 Bassons, 2 Cors, 3 Trombones, 2 Trompettes, Timbales, Viole, et Basse, composée et dediée à Messieurs les Directeurs du grand Concert à Leipzig par Louis Spohr. Oeuvr. 20 [...]”, in: Allgemeine musikalische Zeitung 13 (1811), Sp. 797-806 und 813-819).

[7] Spohr gibt hier das Datum für den Beginn des Musikfests in Frankenhausen; der 11. Juli im von ihm oben gegebenen Titel bezieht sich auf die Aufführung der Sinfonie am zweiten Tag des Musikfests (vgl. „Das große Konzert in Frankenhausen, am 10ten Juli dieses Jahres und den folgenden Tagen”, in: Zeitung für die elegante Welt 11 (1811), Sp. 1233-1237, hier Sp. 1235).

[8] Auf der letzten Seite des Briefes befindet sich von anderer Hand der Eingangsvermerk des Verlags: „1811 / d. 29. May / '' 31. '' / Spohr / Gotha.“

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (21.07.2016).