Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 29

Herrn
Herrn A. Kühnel.
(Bureau de Musique.)
in
Leipzig.

franco1


Gotha den 10ten September 10.

P. P.

Meiner angewandten Mühe ohngeachtet habe ich die Berechnung, die Sie mir einst schickten2, nicht finden können und ich weiß daher nicht, wie wir stehen. So viel ich mich aber erinnere, haben Sie etwas gut.
Wegen einer großen Arbeit, die mich seit der Zurückkunft von der Reise3 ausschließend beschäftigt hat, und noch eine Zeit lang beschäftigen wird4, ist es mir nicht möglich gewesen mich5 an eine Instrumental-Composition zu machen. Ich habe daher nur noch die Solosachen die ich auf der lezten Reise gespielt habe, nämlich ein Violinconcert gb6 und 2 Potpourri7 nebst der Ouverture aus der Alruna. Meine übrigen Manuscripte hat Nägeli schon seit einem Jahre gekauft, bis jezt aber erst ein einziges Concert8 erscheinen lassen.
Über den schlechten und incorreckten Nachdruck meines c# Concerts9 habe ich mich schon in Breßlau, wo ich ein Exemplar vorfand, geärgert. Von den übrigen Sachen ist mir aber noch nichts zu Gesicht gekommen.

Mit Hochachtung
Ihr
ergebener
Louis Spohr.



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Kühnel, 19.12.1808. Kühnels Antwortbrief ist derzeit verschollen.

[1] Über dem Adressfeld befindet sich von anderer Hand der Eingangsvermerk des Verlags: „1810 / d.10t Septbr. / d. 17t '' / Spohr / Gotha“.

[2] Diese Abrechnung Kühnels befand sich vermutlich in einem seiner verschollenen Briefe.

[3] Im Herbst/Winter 1809/10 hatte Spohr eine fast fünfmonatige Konzertreise nach Weimar, Leipzig, Dresden, Breslau, Berlin und Hamburg unternommen, von der er im März 1810 nach Gotha zurückkehrte (vgl. Louis Spohr, Lebenserinnerungen, hrsg. v. Folker Göthel, Tutzing 1968, Bd. 1, S. 125-134, Text mit fehlerhafter Paginierung auch online; ders., Louis Spohr’s Selbstbiographie, Bd. 1, Kassel und Göttingen 1861, S. 137-149).

[4] In Hamburg hatte Spohr den Auftrag zur Komposition einer neuen Oper erhalten (vgl. Spohr, Lebenserinnerungen, Bd. 1, S. 133f.; Selbstbiographie, S. 148f.). Die von Der Zweikampf mit der Geliebten beschäftigte ihn, unterbrochen durch das Klarinettenkonzert op. 57, von Frühjahr bis Spätherbst 1810.

[5] Gestrichen: „mit einer“.

[6] Op. 28.

[7] Op. 23 und 24.

[8] Spohrs Violinkonzert Nr. 5 in Es-Dur op. 17 erschien 1810 bei Nägeli in Zürich. Es blieb das einzige Werk Spohrs, dessen Erstausgabe bei Nägeli erschien.

[9] 1808 war bei Zulehner in Mainz eine weitere Ausgabe von Spohrs Violinkonzert in C-Dur op. 7 erschienen, dessen Erstausgabe 1806 bei Kühnel verlegt worden war.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (18.07.2016).