Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. Mus.ep. Spohr, L. 4
Druck 1: Epistula. Neuwerbungen u. Auswahl aus unserem Autographenlager (= Katalog Meyer & Ernst 22), Berlin 1932, S. 25 (teilweise)
Druck 2: Epistula. Neuwerbungen u. Auswahl aus unserem Autographenlager (= Katalog Meyer & Ernst 26), Berlin 1932, S. 22f. (teilweise)
Inhaltsangabe: Briefe an Goethe. Gesamtausgabe in Regestform, Bd 5, hrsg. v. Karl-Heinz Hahn und Irmtraut Schmid, Weimar 1992 [Online-Ausgabe]

Ew. Exellenz
 
verzeihen gnädigst, wenn ich mir die Freiheit nehme nochmals in Hinsicht meiner Oper eine unterth. Bitte zu wagen. So eben erfahre ich, daß die Stelle eines ersten Tenoristen beym dortigen Theater zu Anfang Aprills wieder besezt seyn wird1, auch Herrn Stromeiers Abgang noch verschoben sey.
Ew. Exellenz Äußerung nach, in dem Briefe an Herr Rath Reinhard, wären jezt die Schwierigkeiten, die damals eine Aufführung meiner Oper ohnmöglich machten, gehoben, und es hinge daher jezt nur von Ew. Exellenz gnädigen Erlaubniß ab, um sie sogleich geben zu können.
Zwey Gründe bestimmen mich besonders dieß sehnlichst zu wünschen: erstlich mögte ich die Oper, bevor ich sie bekannt mache selbst einmahl hören, um über ihre Wirkung urtheilen zu können, und zweitens weil unser Hof sowohl wie mehrere Musikfreunde von hier und aus der Gegend, denen ich diesen Winter in den Concerten einige Bruchstücke aus der Oper gegeben habe, einer Aufführung derselben in Weimar beywohnen wollen.
Um Zeit und Kosten zu ersparen könnte ich in dem Fall, daß Ew. Exellenz die Aufführung gnädig erlaubten, meine ausgeschriebenen Stimmen sowohl Singstimmen wie Orchesterstimmen nach Weimar leihen; und um2 jede Schwierigkeit die der Aufführung entgegenstehen könnte so viel wie möglich aus dem Wege zu räumen, wäre die einzige Bedingung, die ich als Komponist zu machen hätte: daß keine Abschrift meiner Partitur in Weimar genommen werde, damit sie nicht etwa von da auf andere Theater, und ich so um allen Gewinn für meine Arbeit gebracht würde.
Mit größester Bewunderung und Verehrung
 
Ew. Exellenz
unterth. Diener
Louis Spohr
 
Gotha den 19ten Merz
9.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Goethe, Johann Wolfgang von
Erwähnte Personen: Moltke, Carl Melchior
Reinhard, Carl Friedrich
Stromeyer, Karl
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Alruna
Erwähnte Orte: Weimar
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Weimar>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1809031914

Spohr



Obwohl Spohr in seinem Brief an Karl Stromeyer, 18.03.1809 diesen Brief an Goethe als bereits geschrieben bezeichnet („Ich habe daher auch mit der heutigen Post an Herrn von Goethe geschrieben und ihn wieder an die Oper erinnert”), ist er erst auf den Folgetag datiert. Dies könnte sich damit erklären, dass der Posttag für beide Briefe möglicherweise erst der folgende Montag war.
[Ergänzung 05.09.2019: Für Goethe beantwortete Carl Witzel diesen Brief am 08.04.1809.]
 
[1] Karl Melchior Jakob Moltke (vgl. Die Erinnerungen der Karoline Jagemann, hrsg. v. Eduard von Bamberg, Dresden [1926], S. 355).
 
[2] Hier ein Wort gestrichen.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (30.09.2016).