Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 2° Ms. mus. 1500[Sp. 75,1
[Beleg 1: A Collection of Choice Manuscripts, Incunables, Books of Hours, Maps Music Autographs, Woodcut Books. In commemoration of the 50th anniversary of Ludwig Rosenthal‘s Antiquarian Book store (= Katalog Rosenthal 130), München 1909, S. 42]
[Beleg 2: Handschriften & Miniaturen aus Europa, Asien und Afrika VIII.-XIX. Jahrhundert (= Katalog Rosenthal 155), München o.J., S. 68]
[Beleg 3: Josef Viktor Widmann und kostbare Musik-Autographen und -Manuscripte, z.T. aus den Nachlässen von Felix Mottl und A.W. Gottschalg (= Katalog Liepmannssohn 41), Berlin 1913, S. 124]
[Beleg 4: Bücher, Manuskripte, Autographen […] (= Katalog Karl & Faber 31), München 1949, S. 58]

Gotha den 21sten Sep.
8.
 
P. P.1
 
Nicht wegen zweier Saiten war mein lezter Brief geschrieben, sondern weil ich mich indignirt fühlte, von einem Manne, mit dem ich in freundschaftlichen Verhältnißen stand, so ganz ohne Achtung behandelt zu werden. Ich hatte eine Enschuldigung, wenigstens eine höfliche Antwort erwartet, da ich in meinem vorlezten Schreiben2 nichts beleidigendes gesagt hatte, statt dessen erhalte ich einen Brief, wo eine Unhöflichkeit die andere drängt. Besonders war es mir empfindlich mich auf eine so höchst undelicate Art an meine Verbindlichkeit errinnert zu sehn, da ich Ihnen doch erst in dem lezten Briefe geschrieben hatte, daß ich mich unverzüglich daran machen wolle, die Quartetten zu beendigen. Auch wusten Sie recht wohl, daß ich Ihre Gefälligkeiten mit allem Dank anerkannt hatte; diese gaben Ihnen aber nicht das Recht, mich auf eine so unwürdige Art zu behandlen! Auch werden Sie eingestehen müssen, daß ich Ihnen, aus Rücksicht dieser Gefälligkeiten meine Manuscripte wohlfeil genug gegeben habe; und endlich daß es ausser Ihnen auch noch andre Verleger gebe die baares Geld zahlen z.B. Simrock, der mir für meine Manuscripte beynah die Hälfte mehr und alles baar zahlt. Dieß hätten Sie doch erst alles berücksichtigen sollen, ehe Sie sich auf’s große Pferd sezten und mit Pathos ausriefen – welch ein Charackter!
Ich habe die Rechnungen verglichen, und gefunden daß ich Ihnen noch 50 Rth. 14 Sgr. baar nachzuzahle3; hingegen noch für 31 Rth. 14 Sgr. Musick zu fordern habe. Da ich alle Musick die ich gebrauche vom Hof angeschaft bekomme, folglich nicht wüste wohin ich mit so vieler Musik sollte, so ersuche ich Sie, mir zu schreiben, unter welchen Bedingungen Sie sich die leztere Summe wollen abziehen lassen.
Schließlich beschwöre ich Sie, doch Ihre Freigebigkeit nicht gar zu weit zu treiben!! Sie werden sich ruiniren, wenn Sie so fortfahren! Sie haben mich durch das Geschenk von 2 Saiten, von denen kein Zug gehalten hat, so beschämt, daß ich gar nicht weis, wie ich es würdig erwiedern soll, es müste denn durch die kostbaren Überbleibsel seyn.
 
Louis Spohr.
 
Die Quatuors sollen Sie in kurzem erhalten.4

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Kühnel, Ambrosius
Peters
Erwähnte Personen: Simrock, Nikolaus
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Quartette, Vl 1 2 Va Vc, op. 15
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Simrock <Bonn>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1808092120

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief von Kühnel an Spohr, 19.09.1808. Der nächste Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Kühnel, 19.12.1808.
 
[1] Auf der ersten Seite des Briefes befindet sich von anderer Hand noch der Eingangsvermerk des Verlags: „1808 / 21t Sept. / 26t Do '' / Spohr / Gotha.“
 
[2] Spohr an Kühnel, 26.08.1808.
 
[3] Gestrichen: „habe“.
 
[4] Diese Zeile am Rand notiert.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (18.07.2016).