Louis Spohr an Ambrosius Kühnel in Leipzig

Gotha den 16^ten
Juli 7.¹

Lieber Freund,

Beykommend schicke ich Ihnen meine Duetten, mit der Bitte sie nun recht bald erscheinen zu lassen. Die Quartetten werde ich noch einmahl durchsehen; sie sollen aber bald nachfolgen.
Da wir wegen des Preises des Concerts in C. und der beyden Variationen noch nicht haben einig werden können, so will ich, um die Sache zu beendigen, die Summe um den 4^ten Theil herabsetzen, also auf 75 Rth.
Auch für die² Duetten und Quartetten lassen Sie uns gleich ein Honorar festsetzen, und da erlauben Sie mir Ihnen für beydes ebenfalls 75 Rth. anzurechnen, und zwar mit der Bedingung daß ich ²/₃³ von beiden Summen baar und für ¹/₃ Musick erhalte, nemlich 100 Rth. baar und für 50 Rth. Musick. Acceptiren Sie diese Forderung, so lassen Die es mich gefälligst bald wissen.
Wegen meiner übrigen Manuscripte werde ich mich an Simrock in Bonn wenden.⁴ Herrn André macht es wahrlich wenig Ehre, daß er (da er doch selbst Komponist ist und allso wissen muß, wie schwer es hält jezt etwas zu schreiben was sich auszeichnet) das Honor[ar] was Sie mir zahlen, zu hoch findet.⁵ Doch sollte man sich darüber nicht wundern, indem es längst bekannt ist, daß bey ihm der Künstlergeist vom Wuchergeist erstickt ist.
Sobald meine Variationen abgedruckt sind, haben Sie doch die Güte mir 6 Exempl. davon zu überschicken. Auch würden Sie mich sehr verbinden, wenn Sie mir das Violinconcert von Beethoven verschaffen könnten. Haben Sie auch etwas anderes neues und gutes für Violine so schicken Sie es mir gefälligst mit.
Leben Sie wohl.

Ihr
ergebenster Freund
L. Spohr