Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 19
Druck: „Briefe L. Spohr’s an das Haus Peters in Leipzig”, in: Leipziger Allgemeine Musikalische Zeitung 2 (1867), S. 290f., 299, 314f., 338f., 346f., 363 und 379, hier S. 290f.

Gotha den 2ten Febr.
1807

P. P.

Ich danke Ihnen herzlich, liebster Freund, für die Bereitwilligkeit, mit der Sie mir helfen wollen meiner guten Frau eine Freude zu machen. Aber ob ich gleich Ihre Bedingungen nicht unbillig finden kann, so bin ich doch ganz außer Stand gesezt, sie zu erfüllen. Mein Gehalt hier ist bis jezt für meine Stelle sehr unbedeutend, bis ich durch den Todesfall eines meiner ältern Collegen einmahl eine beträchtliche Zulage erhalte.1 Er reicht gerade hin, uns unsere aller nöthigsten Bedürfnisse zu verschaffen und bey der jezigen Theuerung2 darf ich gar nicht daran dencken, eine außerordentliche Ausgabe damit zu bestreiten.
Es ist mir allso ohnmöglich Ihnen baares Geld zu geben. Wollen Sie mir aber das Instrument gegen Manuscripte geben, so will ich Ihnen diese gewiß zu so billigen Bedingungen überlassen, daß Sie bey unserm Handel schon Ihre Rechnung finden sollen.
Wären Sie dieß zufrieden, so würde ich Sie bitten, (um das unnöthige Hin und herschreiben zu vermeiden) mir in Ihrem nächsten Briefe die Berechnung der Musik zu schicken, die ich von Ihnen erhalten habe, damit ich einmahl sehe wie ich eigentlich mit Ihnen stehe; und damit es uns möglich wird, einen festen Accord wegen des Instruments zu schließen. Auch müßten Sie mir dann bestimmt schreiben, was Sie, außer den neuen Duetten und Quartetten, deren Sie in Ihrem Briefe erwähnen, noch für ein Manuscript zu haben wünschten, und endlich das, was ich nach der Berechnung etwa noch bey Ihnen zu fordern hätte, mit in Anschlag bringen. Wären Sie mit meinem Vorschlage zufrieden, so würde ich dann gleich zum mir ein A. Stainsches oder Schanzisches auszusuchen. Doch davon ein näheres, wenn ich erst Ihren Entschluß weiß.
Sollten Sie aber meinen Vorschlag nicht annehmen können oder wollen, so bitte ich Sie recht herzlich mir demohngeachtet recht bald Antwort zu geben, indem die Zeit wo ich den Vaterfreuden entgegen sehe immer näher heranrückt3, und ich meiner Frau durchaus durch irgend eine Freude ihren Kampf zu erleichtern suchen muß.
Leben Sie wohl

Ihr
Freund
L. Spohr.4

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Kühnel, Ambrosius
Peters
Erwähnte Personen: Schantz, Johann
Spohr, Dorette
Stein, Andreas
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Duos, Vl 1 2, op. 9
Spohr, Louis : Quartette, Vl 1 2 Va Vc, op. 11
Spohr, Louis : Quartette, Vl 1 2 Va Vc, op. 15
Erwähnte Orte: Gotha
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1807020220

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Kühnel an Spohr. Kühnels Antwortbrief ist derzeit ebenfalls verschollen.

[1] Zu Spohrs Gehalt in Gotha vgl. Elisabeth Dobritzsch, „,Herr Spohr kann alles...’. Ein ergänzender Bericht zu L. Spohrs Gothaer Zeit”, in: Gothaisches Museums-Jahrbuch (2006), S. 141-182, hier S. 155.

[2] Noch im Brief an Kühnel 26.06.1807 spricht Spohr von „Krieg”. Nach der Niederlage Preußens bei den Gotha benachbarten Orten Jena und Auerstedt am 14.10.1806 war die politische und wirtschaftliche Lage lange unklar.

[3] Spohrs Tochter Emilie, später verh. Zahn, wurde am 27.05.1807 geboren.

[4] Am rechten Rand dieser Seite befindet sich von anderer Hand der Empfangsvermerk des Verlags: „1807 / 2 Febr / 4 '' / Spohr / in / Gotha.“

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (08.07.2016).