Autograf: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (D-LEsta), Sign. 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 850, Bl. 14

Gotha den 21sten Nov.
1806.1

Liebster Freund,

Ihren Brief von 8ten 8bre nebst dem Päckchen Musikalien habe ich richtig erhalten, und erstatte Ihnen meinen herzlichsten Dank für die geschmackvollen Ausgaben meiner Sachen.2 Die dabey liegenden Sachen von Steibelt usw hat meine Frau für sich behalten.
Ihr lezter Brief ist so wie alle seine Vorgänger wieder so lakonisch abgefasst, daß ich immer noch nicht recht weiß wie ich mit Ihnen dran bin. Zwar kann ich daraus, daß Sie gegen meinen lezten Vorschlag: Ihnen für das Honorar von 100 Rth nebst dem Concerte aus C# und den beyden Variationen, noch eine Ouvertüre zu geben, nichts eingewendet haben, wohl schließen, daß Sie ihn acceptiren, allein eine bestimmte Erklärung darüber, wäre mir weit lieber gewesen als diese stillschweigende Annahme meines Vorschlags. Ferner mögte ich gern wissen, wie viel ich an Musick in den 2 Jahren, daß wir in Verbindung mit einander stehen, von Ihnen erhalten habe. Sie könnten mich sehr verbinden, wenn Sie einmahl bey einer müßigen Stunde mir davon einen Auszug aus Ihren Büchern machen wollten, und dann zugleich eine Abrechnung hielten. Bey unserem ersten Acoord vor 2 Wintern zahlten Sie die Hälfte des Honorars nemlich 25 Rthl an Herrn Kampagnoli aus, für die andere Hälfte sollte ich Musick erhalten. Vorigen Winter wie ich in Leipzig war, machten wir einen ähnlichen Accord. Auch da zahlten Sie mir die Hälfte des Honorars 25 Rthl gleich baar aus, und vermöge unserer Verabredung ließ ich wieder die andere Hälfte für Musick stehen. Jezt käme es allso darauf an eine Bilanz zu ziehn. Ich wünschte eine Abrechnung mit Ihnen um so mehr, weil meine Frau wieder verschiedenes von Musick zu haben wünscht, was ich unten näher bezeichnen werde.
Nun noch eine 3te Bitte. Ich habe an Herrn Limburger jun. in Leipzig eine Rechnung von 25 Rth 12 Sgr. Sächs. cour. auszuzahlen. Wollten Sie nicht die Güte haben diese Zahlung für mich zu übernehmen, und die Summe an meinem lezten Honorar abrechnen? Das übrige mögte ich dann bey Ihnen stehen lassen, bis ich einmahl selbst nach Leipzig käme. –
Da ich keine Gelegenheit habe ein Exempl. meines Concerts nach Paris an Kreutzer zu schicken, so erneuere ich meine erste Bitte an Sie nemlich die: ein Exempl. davon3 nebst dem Briefe an Kreutzer4 den Sie in Händen haben, in das erste Paqu[et] das Sie nach Paris schicken, einzulege[n.]
Die Musik die meine Frau zu haben wünscht ist folgende:
1. Neuestes Clavierconcert von Eberl es# (welches Sie wenn ich nicht irre in Verlag haben,)
2. 3 Sonaten von Himmel mit Violine und Violoncell. (Die 3te ist in as# und nach Himmels Ausspruch die schönste die er je gemacht hat.)
3. Eine der 3 Sonaten von Romberg, die auf der 17ten Seite ihres 11ten Verzeichnisses angez[.]
Ihr Freund L.Spohr.

Auch bitte ich Sie, so bald Sie etwas neues von Marin (aber nur von diesem,) für Harfe erhalten es meiner Frau zu überschicken: Leben Sie wohl lieber Freund und schreiben Sie mir bald.



Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Kühnel an Spohr, 08.10.1806. Der nächste erhaltene Brief ist Spohr an Kühnel, 06.12.1806, aus dem sich ein derzeit verschollenes vorausgegangenes Schreiben Kühnels erschließen lässt.

[1] Auf der ersten Seite des Briefes befindet sich von anderer Hand noch der Empfangsvermerk des Verlags: „1806 / 21 9br. / 22 '/ Spohr / in / Gotha.“.

[2] Wohl das Violinkonzert op. 7 sowie die Variationen op. 6 und 8.

[3] Gestrichen: „meines“

[4] Dieser Brief ist derzeit verschollen.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Wolfram Boder (07.07.2016).